MÜNSTER-SARMSHEIM. Sie erklärte dem staunenden Publikum, was ein „Arschfax“ ist, sie rüttelte wach, sinnierte, war ebenso tiefgründig wie urkomisch. Mit Katalyn Hühnerfeld präsentierte KULTUR GANZ Nahe bereits zum dritten Mal eine Kabarettistin aus der Premiumklasse der deutschen Kabarettszene auf seiner Kleinkunstbühne.
Das Kulturbistro war seit Wochen ausverkauft und das „fast ohne Werbung“ wie Vorsitzender Peter Metzler zu Beginn feststellte. In ihrem neuen Programm „Menschen muss man mögen“ schlüpfte Katalyn Hühnerfeld wieder in eine Vielzahl unterschiedlichster Rollen. „Früher ging ich arbeiten, um etwas zu erleben, heute geh ich arbeiten, um meine Ruhe zu haben“ amüsierte sich die Mutter von vier Buben über ihr Muttersein, in dem sie das Verhalten ihrer „Männer“ inzwischen zur Nervenberuhigung gerne wissenschaftlich betrachtet. Das bizarre Sexualleben der Tiere führte sie pantomimisch vor, bis hin zu schwulen Meerschweinchen, sehr ausdrucksstark. Der Schöpfer des Schöpfers der Schöpfung wird bei ihr selbst zum Geschöpf, das sein Geschöpf hat verkommen lassen. „Was hat uns zu dem gemacht, was wir sind?“ fragte sie, um danach singend und sich selbst auf der Ukulele begleitend darzustellen, was Tiere von uns denken. Immerhin: Der Tiger und die Maden haben uns zum Fressen gerne. Dabei nutzte sie die Ukulele zeitweise als Saxophon.
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Sie befasste sich mit Genderproblemen beim „Kongress der „Innenarchitekt*Innen“ und sie brachte vollen Körpereinsatz, indem sie die Vielseitigkeit eines Rades vom Fahrrad bis zum Zahnrad der Uhr aufzeigte und jeweils zu dem Begriff „Rad“ selbst auf der Bühne ein Rad schlug. Bei der Präsentation von Hobby-Horsing und Mermaiding zweifelte sie an der Sinnhaftigkeit manch menschlicher Hobbies. Sie befasste sich mit außergewöhnlichen Guiness-Rekorden wie der lauteste Rülpser.
Auch mit ihrer Geschichte der Evolution der Erde zwischen zwei Eiszeiten und den potenziellen Ergebnissen der Longevityforschung zwang sie die Zuschauer zum Nachdenken über das menschliche Wesen. Tausendjähriges Leben und dann Rente erst mit 700, wäre das erstrebenswert?
Staunende Gesichter gab es, als sie die Schnur eines Luftballons erst in kleine Stücke zerriss, um im nächsten Moment den Ballon wieder an der vollständigen Schnur hochsteigen zu lassen. Übrigens: „Arschfax“ nennt man einen am Hosenbund nach oben heraushängenden Wäschezettel. Das sei Jugendsprech. Den Begriff hat sie von ihren Söhnen, die sie liebevoll „Digga“ nennen, dabei selbst nicht mehr wissen, was überhaupt ein Fax ist. Das Publikum verabschiedete sie am Ende des Abends zurecht mit Standing Ovations. Und für die vielen Interessenten, deren Kartenwünsche in Münster-Sarmsheim nicht erfüllt werden konnten: Am 30. April kommt sie nach Mainz ins Unterhaus, da gibt es noch Karten.