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28. Oktober 2025
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Ruanda Komittee trauert: Nachruf auf Elisabeth Eminger

BAD KREUZNACH. Die  langjährige Schatzmeisterin des Ruanda-Komitees Bad Kreuznach und Vorsitzende der Stiftung Ausbildungshilfe Ruanda, Elisabeth Eminger, ist am 17. Oktober 2025 im Alter von 91 Jahren verstorben.

Wir trauern um eine bemerkenswerte Frau, die sich über vierzig Jahre in ehrenamtlicher Arbeit mit sichtbarem Erfolg für die Menschen in Ruanda eingesetzt hat. Ein Teil ihrer Motivation kam aus eigenem Erleben und Erfahrungen. Geboren in Eger, damals Sudetenland, erlebte sie eine entbehrungsreiche Kindheit und unregelmäßige Schulzeit, da die Schulen in Karlsbad während des Zweiten Weltkrieges als Sanatorien für verwundete Soldaten genutzt wurden. Die Familie wurde, wie sehr viele andere Deutsche auch, aus der Tschechoslowakei ausgewiesen, stand danach vor dem Nichts und kam nach Ingolstadt.  Nach Heirat mit Erwin Eminger und der Geburt ihres Sohnes kam sie nach Bad Kreuznach und widmete sich der Familie. Ihr Sohn war im diplomatischen Dienst tätig – ein Anreiz, ihn zu besuchen und fremde Länder und Kulturen kennen zu lernen.

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Sie konnte auf Reisen mit ihrem Mann viele Länder sehen und beobachten, wie direkte Hilfe in weniger entwickelten Ländern wirksam war und wo mit großen Projekten das Gegenteil erreicht wurde.  Die Ärmsten, Frauen und Kinder auf dem Land, bleiben oft auf der Strecke.

Nach der Begründung der Partnerschaft des Landes Rheinland-Pfalz mit Ruanda im Jahr 1982 war es für sie naheliegend, sich zu engagieren, weil es Handlungsmöglichkeiten gab und Spielräume, wie man die Beziehungen zwischen den Menschen hier und dort gestalten kann. Die Idee der „Graswurzelpartnerschaft“, wo Menschen im Norden und Süden gemeinsam Projekte entwickeln und realisieren, um den Benachteiligten die Chance für eine bessere Zukunft zu geben, hatte auch sie überzeugt.

Elisabeth Eminger war eines der Gründungsmitglieder des am 14. November 1983 begründeten Ruanda-Komitees e.V. Bad Kreuznach und von 1983 bis 2014 dessen Schatzmeisterin. Sie war der unermüdliche Motor des Vereins, dem sie auch nach der Vereinsauflösung  2018 (ein informeller Freundeskreis gleichen Namens arbeitet bis heute weiter) verbunden blieb.  Zielstrebigkeit, Exaktheit, Zuwendung und freundliche Hartnäckigkeit waren die Markenzeichen ihres unermüdlichen Einsatzes.

Das Ruanda-Komitee zeichnete sich durch personelle Konstanz aus. Es gab seit der Gründung nur drei Vorsitzende des Komitees (Bernhard Jakob bis 1986, Klaus Schmitt von 1986 bis 1991, Karl Heil von 1991 bis 2018), und Elisabeth Eminger als  Schatzmeisterin (die 2014 von Beate Wegmann abgelöst wurde).  Dabei hatte die Schatzmeisterin die Schlüsselrolle des Vereins.  Sie hatte nicht nur die „Hand auf der Kasse“, sondern sorgte durch zahlreiche Aktivitäten wie große Benefizveranstaltungen und vielen Kontakten zu Spendern auch dafür, dass die Kasse für verschiedene Projekte gut gefüllt war.  Dass die Projekte, die sich dann in Abstimmung mit den ruandischen Partnern ergaben, korrekt abgerechnet wurden, war Ehrensache, ebenso, dass die die gesamte Vorstandarbeit vollkommen ehrenamtlich erledigt wurde. Bis heute sind keine Verwaltungskosten oder persönliche Auslagen z.B. für Reisen erstattet worden.

Das Komitee hatte besonders Kinder, Jugendliche und Schulen im Blick. In der armen, ländlichen Region in Ruanda, in der das Komitee aktiv wurde, fehle es an vielem. So wurden Schulen gebaut, die auch mit Schulmöbeln ausgestattet wurden, zudem Wasserleitungen und Quellfassungen und es wurde zur Versorgung von Krankenstationen und Krankenhaus beigetragen:  Eine bessere Grundversorgung und die Chance für Kinder und Jugendliche, durch gute Schulbildung die Entwicklung in die eigenen Hände zu nehmen. Viele Familien konnten sich das aber kaum leisten, und so kam die Förderung für begabte Schülerinnen und Schüler durch die Übernahme des Schulgeldes hinzu.

Nach dem Genozid in Ruanda 1994 lag alles am Boden. Das Komitee leistete erst einmal Nothilfe und weitete dann seine Tätigkeiten aus.  Die Schulen blieben ein wesentlicher Teil der Arbeit, auch der Aufbau von Schulpartnerschaften. Neben den Kindern waren viele Frauen am Existenzminimum. Zwei Witwenkooperativen wurden von Elisabeth Eminger ins Leben gerufen, „Amizero „und „Abadateba“, die gemeinschaftlich ihre Entwicklung mit Kleinviehhaltung und Mikrokrediten organisierten.

Das Spendenaufkommen des Komitees war unregelmäßig, für konkrete Projekte gedacht und ließ keine kontinuierlichen Zahlungen wie z.B. für Schulgeld zu. So entschloss sich Elisabeth Eminger nach dem Genozid von 1994 dazu, eine vom Komitee unabhängige Stiftung zu errichten. 1996 wurde die „Stiftung Ausbildungshilfe Ruanda“ mit einem, wie sie es einmal nannte, „zusammengebettelten Kapital“ von 50.000,00 DM ins Leben gerufen. Später wurde das durch ihre unermüdlichen Bemühungen ein sechsstelliger Euro-Betrag, dessen Zinserträge, Zustiftungen und Spenden eine Primar- oder Sekundarschulausbildung für Waisen und andere besonders bedürftige Kinder ermöglichte. Unter ihrem Vorsitz entwickelte sich so eine weitere Erfolgsgeschichte direkter, nachhaltiger Entwicklungszusammenarbeit.

Für ihr Engagement in der Partnerschaft zwischen Rheinland-Pfalz und Ruanda wurden Elisabeth Eminger u.a. 1999 die Bundesverdienstmedaille und 2004 der Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz verliehen. Ihr vorbildliches Wirken kann damit, wie auch mit diesem Nachruf, nur unzureichend gewürdigt werden. In Rheinland-Pfalz wie in Ruanda wird sie unvergessen bleiben.


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