KREIS MAINZ-BINGEN. Die Lebenswelt von Kindern hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Bereits kleine Kinder verbringen immer mehr Zeit vor Bildschirmen, während die Zeit zum draußen spielen oder beim Sport oft zu kurz kommt. Bei der diesjährigen Kindergesundheitskonferenz des Landkreises standen daher die Jüngsten unserer Gesellschaft im Mittelpunkt. Zentrale Themen neben der Bewegung waren psychische Gesundheit, Ernährung, Sprache und Hygiene. Landrätin Dorothea Schäfer begrüßte rund 50 Fachleute aus den Bereichen Kinderbetreuung, Gesundheit und Bildung im Mainzer Gesundheitsamt. „Die Förderung der Kindergesundheit ist nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Investition in die Zukunft unserer Gesellschaft“, betonte die Landrätin in ihrer Eröffnungsrede. Dr. Eckart Lensch, Dezernent für Soziales der Stadt Mainz, plädierte in seiner anschließenden Rede für eine engere Zusammenarbeit aller Betroffenen.
Kitas werden von den meisten Kindern besucht und stellen daher einen idealen Ort für Gesundheitsförderung dar. Dabei spielen Ernährungsgewohnheiten, Bewegung, mentale Gesundheit, Sprachkompetenz und das Hygieneverhalten eine entscheidende Rolle. Der renommierte Professor Dr. Bernhard Kalicki vom Deutschen Jugendinstitut in München ging in seinem Vortrag auf diese Themen ein. „Trends wie Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung und der steigende Medienkonsum können bereits in jungen Jahren zu Problemen wie Übergewicht und psychischen Belastungen führen.“ Dabei wurde deutlich, dass diese Aspekte nicht getrennt voneinander fungieren, sondern zusammen das gesunde Aufwachsen beeinträchtigen. Für die Zukunft wünscht er sich, dass es mehr Initiativen wie die Kindergesundheitskonferenz gibt und die gesunde Entwicklung von Kindern auf kommunaler Ebene weiter in den Fokus rückt.
Dr. Gabriele von der Weiden, Ärztin im Kinder- und Jugenddienst des Gesundheitsamtes erklärte: „Mit dieser Kindergesundheitskonferenz wollen wir ein Netzwerk schaffen, das langfristig an den Gesundheitsthemen für Kinder arbeitet. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit verschiedenen Akteuren wie pädagogischen Fachkräften und Eltern dauerhafte und nachhaltige Projekte zu entwickeln.“ Das Anliegen des Gesundheitsamtes ist es, die künftige Gesundheitsförderung in der Kommune integriert anzugehen. Dies gelingt vor allem über eine breite Vernetzung aller Professionen, die Einfluss auf ein gesunden Aufwachsen von Kindern haben.
Am Ende der Konferenz betrachteten die Teilnehmenden in Kleingruppen verschiedene Aspekte der Kindergesundheit und stellten die Ergebnisse anschließend vor. Dabei wurde deutlich, dass eine der größten Herausforderungen in der heutigen Kindergesundheit der Bewegungsmangel ist. Denn die Zeit vor den Bildschirmen steigt an und die Zeit draußen oder beim Sport kommt oft zu kurz. Auch das Thema Ernährung ist zentral: Schon im Kita-Alter werden die Grundlagen für spätere Gesundheitsprobleme wie Übergewicht gelegt. Psychische Gesundheit ist ein weiteres Thema, das durch die Corona-Pandemie noch an Bedeutung gewonnen hat. Der Druck auf Kinder und Jugendliche hat zugenommen, und es ist wichtiger denn je, ihnen die Unterstützung zu bieten, die sie brauchen. Ein weiterer wichtiger Baustein der Kindergesundheit ist gründliches Händewaschen beziehungsweise richtiges Hygieneverhalten, wodurch die Häufigkeit von Infektionskrankheiten reduziert und deren Verbreitung eindämmt wird.
Ein gesundes Aufwachsen ist für die spätere Entwicklung enorm wichtig. Doch schon die ersten 1000 Tage eines Kinderlebens sind entscheidend. „In dieser Zeit finden epigenetische Prozesse statt, die sich lebenslang auswirken können“, so Dr. Gabriele von der Weiden. Um dieses Thema stärker ins Bewusstsein zu rücken, plant das Gesundheitsamt im November eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt, die sich speziell mit der Bedeutung dieser ersten Lebensjahre beschäftigt.
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Der Landkreis Mainz-Bingen ist jetzt auch Mitglied im „Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit“ von der Landeszentrale für Gesundheitsförderung. Mit der Unterschrift von Landrätin Dorothea Schäfer gehört Mainz-Bingen ab sofort zu einem wertvollen Netzwerk aus Kommunen und Landkreisen in ganz Deutschland. Dabei stehen die Zusammenarbeit und der Austausch im Vordergrund. „Wir müssen nicht immer das Rad neu erfinden. Es gibt bereits viele erprobte Konzepte, die uns dabei helfen können, Kinder gesund und stark ins Leben zu begleiten“, so Schäfer.
Die Anfänge der Kindergesundheitskonferenz liegen bereits 20 Jahre zurück. 2001 nahmen Vertreter von Stadt und Landkreis erstmals die Arbeit auf. Die Konferenz soll zukünftig wieder regelmäßig stattfinden und richtet sich an alle, die beruflich oder privat mit Kindern zu tun haben und sich für ein gesundes Aufwachsen engagieren wollen. Es geht darum, Fachkräfte darin zu unterstützen, gesunde Entscheidungen zu treffen und ein Bewusstsein für die Bedeutung von Gesundheit im Alltag zu schaffen.
Die aus der Kinderkonferenz entstandenen Arbeitskreise treffen sich das erste Mal Ende November. Wer beruflich mit Kindern im Kitaalter arbeitet und Interesse an einer Mitarbeit hat, kann sich zur unverbindlichen Aufnahme unter praevention@mainz-bingen.de in den Verteiler eintragen lassen.
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