MEISENHEIM. Ein Gottesdienst zum Auftakt des Paul-Schneider-Tages, des traditionellen Schulfestes am gleichnamigen Gymnasium (PSG) in Meisenheim, führte Schülerinnen und Schüler, deren Angehörige, das Lehrerkollegium und zahlreiche Ehemalige in der großen Sporthalle zusammen. Wie bereits in der vorangegangen Projektwoche standen Kinderrechte als Thema im Mittelpunkt.
Obwohl es Kindern in Deutschland nach Darstellung der jungen Leute aus dem Vorbereitungsteam der Jahrgangsstufe 11 vergleichsweise gut geht, sind auch sie vor Gewalt, ungleicher Behandlung, Verletzung der Privatsphäre oder sexuellem Missbrauch nicht gefeit.
„Zwischen Absicht und Realität liegt ein tiefer Graben“, erklärte eine Schülerin im Gottesdienst mit Blick auf die UN-Kinderrechtskonvention. „Damit Kinder Rechte haben, müssen sie erstmal überleben“, meinte sie und beschrieb die Aufgabe der internationalen Vereinbarung, „diejenigen zu schützen, die ohne Macht und anderen ausgeliefert sind“.
Dazu schlug Pfarrerin Sabine Richter, Schulreferentin des evangelischen Kirchenkreises An Nahe und Glan, den Bogen zu Worten des Propheten Amos aus dem Alten Testament. Er forderte die Reichen auf, für Recht und soziale Gerechtigkeit zu sorgen. „Kinder sind eine Gabe des Herrn“, betonte sie und beschrieb das Schicksal von Minderjährigen, die weltweit immer wieder den Mächtigen ausgeliefert sind, sei es in der Textilindustrie in Bangladesch oder als Kindersoldaten im Kongo.
Das Schulfest bot Gelegenheit, die Ergebnisse der vorangegangenen Projektwoche zum Thema Kinderrechte zu präsentieren. Mit großer Kreativität, so betonte Schulleiterin Karin Hofmann, beleuchteten die Schülerinnen und Schüler die verschiedenen Aspekte der UN-Kinderrechtskonvention, der weltweit 196 Staaten beigetreten sind. An vier Tagen entstanden unter anderem Filme, Spiele und handgefertigte Schmuckstücke. Eine Theater-AG der Unterstufe brachte das Stück „Kinder haben Rechte – Kinder klagen an“ auf die Bühne, es wurde vegetarisch gekocht und dabei auf das Kinderrecht auf Ernährung verwiesen, es gab interaktive Spiele zum Thema oder einen Flohmarkt, der auf Kinderarbeit in der Textilindustrie und zum Rohstoffabbau in Minen aufmerksam machte.
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Auf einer „Weltreise der Kinderrechte“ fanden die Besucher des Paul-Schneider-Tages verteilt auf dem Gelände selbstgebaute Kinderfiguren und Kurzdarstellungen von deren verletzten Rechten. So recherchierten beispielsweise Felix, Johann, Kira und Damian den Tagesablauf des zwölfjährigen Yousuf aus Bangladesch. Er kann kaum zur Schule gehen, weil er zum Unterhalt seiner Familie beitragen muss. Acht Stunden am Tag arbeitet der Junge bei einem Gemüsehändler auf dem Markt, auf einem Schlachthof und als Rikschafahrer. Sein Verdienst: umgerechnet 1,80 Euro. Gegen gleich vier Kinderrechte wird hier verstoßen: das Verbot von Arbeit für Kinder unter 14 Jahren, das Recht auf Bildung, auf Gleichheit und auf Freizeit.
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Die Jugendlichen verglichen Kinderrechte in Deutschland mit denen in vielen anderen Ländern, ermittelten teils erschreckende Zahlen von Ausbeutung in Bergwerken oder in der Textilindustrie. Sie werden als Sklaven gehalten, als Kindersoldaten rekrutiert oder zur Prostitution gezwungen.
Trotz des ernsten Themas erwies sich der Paul-Schneider-Tag einmal mehr als fröhliches Miteinander der Schulgemeinschaft. Wie immer endete er mit einem Sommerfest, zu dem sich viele ehemaligen Schülerinnen und Schüler einfanden.