VG RÜDESHEIM. Ein dramatischer Einsatz in Roxheim in der Karfreitagnacht 2024 hat auf eindringliche Weise gezeigt, wie schnell sich eine vermeintlich kontrollierte Lage in eine akute Gefahr verwandeln kann. Die Erfahrung bekräftigt die Freiwillige Feuerwehr Rüdesheim/Nahe in ihrer Strategie der kontinuierlichen und hoch spezialisierten Fortbildung.
Mitten in der Nacht auf Karfreitag 2024 wurden die Feuerwehren Hargesheim-Roxheim und Rüdesheim zunächst wegen eines Gasgeruchs in einem Mehrfamilienhaus in Roxheim alarmiert. Die Lage änderte sich schlagartig nach der ersten Erkundung: Auf der Gebäuderückseite platzte ein Fenster. Der bislang unbemerkte Schwelbrand, ausgelöst durch eine Brandstiftung, bekam dadurch Sauerstoff. Die Folge war dramatisch: Flammen schlugen aus dem Fenster, während sich der giftige Brandrauch durch die Wohnungstür in den Hausflur drückte.
Dank des schnellen und entschlossenen Handelns der Einsatzkräfte – die sofort die Menschenrettung der Bewohner und einen gezielten Außenangriff in die Brandwohnung durchführten – konnte eine Ausbreitung des Feuers auf andere Wohnungen verhindert werden.
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Externe Fortbildung als Schlüssel zum Erfolg
„Die regelmäßige Ausbildung der Feuerwehrangehörigen ist die Voraussetzung dafür, dass Einsätze wie diese taktisch sinnvoll, zügig und zielgerichtet erfolgen können“, betont Wehrführer Martin Barth.
Der Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr Rüdesheim/Nahe ermöglichte den Aktiven der Stützpunktwehr bereits zum vierten Mal in diesem Jahr eine externe Fortbildung neben dem wöchentlichen Training. Nach Seminaren zur Technischen Hilfe und dem Herborner Feuerwehrsymposium lag der jüngste Schwerpunkt auf der Truppführer-Fortbildung des Landesfeuerwehrverbandes Rheinland-Pfalz e.V. (LFV).
Unter der Leitung von Referent Harald Niephaus, einem Ausbilder mit großer Expertise, trainierten Ende Oktober Truppführer der Feuerwehren Rüdesheim, Hüffelsheim und Waldböckelheim gemeinsam.
Ziel des Seminares war es, das taktische Vorgehen bei Gebäudebränden im Innenangriff zu perfektionieren. Im Mittelpunkt standen:
– Kommunikation zwischen Gruppenführer und Angriffstrupp.
– Lesen und Verstehen des Brandrauchs (Brandphänomene erkennen).
– Das Absuchen von Einsatzstellen nach vermissten Personen.
– Der sichere Umgang mit Technik wie Hohlstrahlrohr und Überdrucklüfter.
Ausbilder Niephaus erklärte detailliert die verschiedenen Phänomene des Brandrauchs – von Rollover (Rauchgasdurchzündung) über Flashover bis hin zum Backdraft (Rauchgasexplosion) – und zeigte auf, wie Einsatzkräfte diese lebensbedrohlichen Entwicklungen frühzeitig erkennen.
Mit praktischen Übungen an einem Brandversuchsmodell lernten die Teilnehmer, dass ein gezielter Außenangriff durch ein Fenster, der sogenannte Fensterimpuls, einen raschen Löscherfolg bringen kann.
Weitere wichtige Lerninhalte waren die Anwendung der Wärmebildkamera im Innenangriff sowie die notfallmäßige Rettung und Entkleidung eines verletzten Atemschutzgeräteträgers.
„Das Fortbildungsseminar für Truppführer des LFV ist quasi ein ‚Must have‘ für jeden Atemschutzgeräteträger. Es vermittelt wichtiges Wissen, das die Frauen und Männer bei ihrer Tätigkeit im Atemschutzeinsatz unbedingt benötigen“, resümierte Wehrführer Martin Barth zum Abschluss des lehrreichen Seminartages. Er dankte zudem dem Gemeinderatsmitglied Sascha Krüger für die Verpflegung der Teilnehmer und dem Förderverein für die stetige Unterstützung.
