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14. Oktober 2025
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Suchtpräventionstheater war zu Gast

IDAR-OBERSTEIN. Einmal mehr war das Theater Requisit auf Einladung des regionale Arbeitskreises Suchtprävention im Landkreis Birkenfeld (RAK) zu Gast in Idar-Oberstein. Das in der Präventionslandschaft des Landes Rheinland-Pfalz sehr angesehene Ensemble mit seiner Leiterin Nora Steagner präsentiert innovative theaterpädagogische Veranstaltungen im Rahmen der Suchtprävention an Schulen. Das Besondere: Alle Darsteller, bis auf Steagner, waren früher selber suchtkrank, leben jedoch seit Jahren clean und verfügen über ein hohes Maß an Selbstreflexion.

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Es war ein besonderer Tag für die Schülerinnen und Schüler des Göttenbach Gymasiums und der Realschule plus Idar-Oberstein: Der RAK hatte zur theaterpädagogischen Arbeit ins Stadttheater Idar-Oberstein eingeladen. Hier führte das Theater Requisit ein rund einstündiges Improvisationstheater auf. Danach fanden in mehreren Kleingruppen Gespräche mit Schülern, Lehrern und Darstellern statt. Fachlich unterstützt wurden die Gesprächsrunden durch Mitglieder des RAK: Daniel Herrmann, Präventionsfachkraft der Suchtberatung des Caritasverbandes, Sabine Moser, Melissa Becker und Sebastian Herzig vom Stadtjugendamt Idar-Oberstein und dem Team des Schulpsychologischen Dienstes Hanna Dorscheid und Annika Kreuzer. Die Veranstaltung fand in Kooperation und Förderung durch das Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung, Fachbereich Suchtprävention, statt.

„Der Verein Requisit nimmt ausschließlich ehemals suchtkranke Menschen auf, die mindestens drei Monate clean sind“, erklärte die Diplom- und Theaterpädagogin Nora Steagner. Das trifft auch auf Katja, Pady, Johannes, Dominik und Sascha zu, die gemeinsam mit Steagner im Stadttheater auftraten. Dabei konnten die Schüler die gespielten Szenen beeinflussen, in dem sie Themen und Stimmungen vorgaben und Sätze ergänzten. Es entstand ein gelungenes und spannendes Zusammenspiel, das im Grunde genommen zunächst überhaupt nichts mit Sucht zu tun hatte und von den Schülern sehr positiv aufgenommen wurde. Das multikulturelle Publikum konnte dabei auf kreative Art und Weise Einfluss auf das Bühnenprogramm ausüben und hatte sichtlich Spaß an diesem Konzept.

Steagner begründete diese Herangehensweise damit, dass die Schüler so die Hemmschwelle zu den nachfolgenden Gesprächskreisen verlieren sollten. Denn dadurch entstehe eine vertrauensvolle Atmosphäre. Andererseits würden damit in den Gesprächsrunden auch die Türen für das Tabuthema Sucht geöffnet und in besonderer Weise für das Thema sensibilisiert. Diesem Ansatz pflichtete die Sozialpädagogin Melissa Becker von der dezentralen Jugendarbeit bei und ergänzte: „Einen Zugang zu jungen Menschen erreicht man am ehesten, wenn man auf Augenhöhe agiert.“

In den Gesprächsrunden ging es dann zur Sache. Ursachen und Suchtverläufe wurden im geschützten Rahmen thematisiert, die Schüler bekamen Infos zu den regionalen Fachberatungsstellen und deren Hilfsangeboten. Die Schauspieler sind beim Theater Requisit fest angestellt und für diese Gespräche besonders geschult, um mit den Schülern über erste Anzeichen von Sucht und über Wege heraus zu sprechen. Auch für die ehemaligen Abhängigen selbst ist das Theater Requisit eine stabilisierende Säule. „Eine Suchterkrankung und der Weg heraus sind wie das Spiel der Finger auf einer Klaviatur. Anstatt einer Alles-oder-Nichts-Mentalität – ‚Ich habe es geschafft‘ oder ‚Ich bin wieder rückfällig‘ – ist es wichtig zu vermitteln, dass es auf dem Weg aus der Sucht immer Höhen, Tiefen und alles dazwischen geben wird. Rückfälle gehören zu dem Prozess dazu“, so Steagner. Sie betonte hier eine motivierende Gesprächsführung, die Bestärkung in bereits erlernten Bewältigungsstrategien und das Aufzeigen bestehender Ressourcen.“

Auch die Lehrkräfte nahmen an einer Gesprächsrunde mit der Theaterleiterin und Darstellern teil. Dabei erzählt Schauspielerin Pady, die schon mehrere Jahre beim Theater ist, von ihren persönlichen Erfahrungen. Bei ihr haben traumatische Ereignisse in der Kindheit in die Sucht geführt. Mittlerweile hat sie ihre Geschichte therapeutisch aufgearbeitet und reflektiert. Um das Rückfallrisiko zu minimieren, habe sie sich dem Theater Requisit angeschlossen und ihr altes Umfeld verlassen.

„Wenn von Suchtprävention die Rede ist, denken viele gleich an Verbote und den gehobenen Zeigefinger“ erläutern Sabine Moser und Sebastian Herzig vom Stadtjugendamt. Die beiden führen unter anderem auch die Tom und Lisa-Workshops zur Alkoholprävention im Stadtgebiet durch. Dass es auch ganz anders geht, dass man Jugendlichen Spaß, Lebensfreude und neue Perspektiven als bestes Rezept gegen Drogen und zu viel Alkohol vermitteln kann, beweise diese Veranstaltung, resümieren die beiden Pädagogen. Kein Verbots- sondern Risikomanagement sind auch Kernaspekte des HaLT-(Hart am Limit)Alkoholpräventionsprogramm, welches beim Stadtjugendamt Idar-Oberstein angesiedelt ist.

„Die Veranstaltung stieß bei unserer Schülerschaft auf großes Interesse. Für viele Jugendliche war es eine tolle Theatererfahrung und ihr Wissen rund um das Thema Abhängigkeit hat sich vergrößert. Besonders bemerkenswert ist, dass sogar aus dem Umfeld der Schülerschaft positive Rückmeldungen an uns herangetragen wurden“, erläutern die beiden Schulsozialarbeiterinnen Catarina Klos und Sophie Schwinn.

Den Schülerinnen und Schüler wurde im Anschluss an die Veranstaltung ein Reflexionsbogen ausgehändigt. Auf Grund der sehr guten Rückmeldungen aus der Schülerschaft überlegen die Organisatoren, im nächsten Jahr gleich mehrere Veranstaltungen mit dem Theater Requisit in der Stadt Idar-Oberstein anzubieten.


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