RHEIN-HUNSRÜCK-KREIS. Am 7. Mai 2015 hatte der Gemeinderat Schnorbach eine Energiesparrichtlinie beschlossen, die bundesweit für Furore sorgte und zum Vorbild für viele Kommunen im Rhein-Hunsrück-Kreis, aber auch darüber hinaus wurde. Grund genug, anlässlich des 10. Jahrestages Bilanz zu ziehen:
In den rund 8½ Jahren Laufzeit bis Ende 2023 der Schnorbacher Förderrichtlinie wurde von 72 der 95 Haushalte in der Gemeinde eine Förderung beantragt. In 64 Haushalten wurden Energieberatungen durch die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz durchgeführt. Dies entspricht einer Beratungsquote von 67% aller Haushalte im Ort. „Von solchen Quoten können wir in anderen Gemeinden, insbesondere im städtischen Kontext, sonst nur träumen“ resümiert Hans Weinreuter, Fachbereichsleiter Energie, Klima und Bauen der Verbraucherzentrale RLP, der die Entwicklung des „Schnorbacher Modells“ seit Anfang 2015 fachlich begleitet hat.
Gefördert wurden insgesamt: Austausch 108 Geräte Weiße Ware (wie Kühlschränke, Gefrierschränke, Trockner, etc.), Austausch von 22 Heizungspumpen mit hydraulischem Abgleich, 5 Gebäudedämmungen, Austausch von 137 Fenstern und Türen, 11 erneuerbare Heizungssysteme (7 Wärmepumpen und 4 Pellet-Zentralheizungen) sowie der Einbau von 2 zentralen Lüftungsanlagen. Besonders beeindruckend ist jedoch die Förderbilanz im Bereich Solarstrom: 36 Photovoltaikanlagen und 24 Batteriespeichersysteme wurden bezuschusst. Hierdurch stieg die Zahl der Solarstromanlagen im Ort von 9 im Jahr 2014 auf aktuell 51 und der Stromspeicher von 0 auf 24 Anlagen.
„Statistisch gesehen ist in Schnorbach bereits auf jedem zweiten Hausdach eine PV-Anlage und in jedem vierten Keller ein Batteriespeicher“, freut sich Klimaschutzmanager Frank-Michael Uhle, der sofort begeistert war, als sich die Gemeinde Schnorbach Ende 2014 mit der Idee für die Richtlinie bei ihm meldete.
„Unser Ziel war es, mit einem Teil der Windpachteinnahmen unsere Bürgerinnen und Bürger sozial gerecht und tatkräftig beim Energiesparen zu unterstützen“, erinnert sich der damalige Bürgermeister Bernd Kunz an die Motivation für die Richtlinie. „Insgesamt hat die Gemeinde 206.757 Euro Fördermittel ausgezahlt, die Investitionen der Bürgerinnen und Bürger von 1.105.181 Euro ausgelöst haben. Die durchschnittliche Förderquote betrug somit rund 18%“, resümiert der aktuelle Bürgermeister Markus Menebröcker.
Im Zuge der Richtlinie wurde am 27.01.2017 in Schnorbach auch der erste LED-Tauschtag im Rhein-Hunsrück-Kreis durchgeführt, eine Idee, die mittlerweile von 28 Gemeinden in Landkreis kopiert wurde.
Das „Schnorbacher Modell“ stieß bundesweit auf Wertschätzung und Respekt in Expertenkreisen und gewann auch den bundesweiten Wettbewerb „Klimaaktive Kommune 2017“. Das Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro investierte die Gemeinde in die Umsetzung des „Horner Modells“ (PV-Anlage mit Speicher zur Versorgung des Gemeindehauses sowie der LED-Straßenbeleuchtung im Ort). Hierdurch verringerte sich der Strombezug der Gemeinde Schnorbach von vormals 9.500 kWh auf 1.057 kWh im Jahr 2024. Zusätzlich speist die Gemeinde noch 27.788 kWh Überschussstrom ins Netz und erhält hierfür die Einspeisevergütung.
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Die Bilanz des Schnorbacher Modells beantwortet auch die oft gestellte Frage, wo der ganze Strom für die zusätzlichen Wärmepumpen und E-Autos herkommen soll. Private PV-Anlagen führen nachweislich zu mehr Wärmepumpen und E-Autos.
Dank der Förderung stieg die Anzahl der Wärmepumpenheizungen im Ort von 8 auf 15. Mit aktuell 15 E-Autos ist Schnorbach sogar der Ort in der Verbandgemeinde Simmern-Rheinböllen mit dem höchsten Anteil privater E-Autos in Höhe von 8% des Fahrzeugbestands (zum Vergleich: Bundesdurchschnitt 3%). Dennoch sank der Strombezug im Ort 2022 im Vergleich zu 2013 sogar um 118.756 kWh, dies entspricht 20%. Die Überschusseinspeisung erhöhte sich im gleichen Zeitraum von 101.000 kWh auf 416.700 kWh sogar um 367%. Bilanziell wird aus PV-Dachanlagen somit bereits fast so viel Strom erzeugt, wie aus dem Verteilnetz bezogen wird.
„Gute Ideen verbreiten sich rasend schnell im Rhein-Hunsrück-Kreis“, freut sich Landrat Volker Boch, der das „Schnorbacher Modell“ ebenfalls von Beginn an wohlwollend unterstützt und bewirbt. „Ich freue mich, dass aktuell in 23 Gemeinden im Kreis Leistungen nach dem Schnorbacher Modell an die Bürgerinnen und Bürger gezahlt werden und die guten Modelle aus Schnorbach und Horn auch als Inspiration für das Kommunale Investitionsprogramm Klimaschutz und Innovation (KIPKi) des Landes Rheinland-Pfalz genutzt wurden.“
In den Jahren 2017 bis 2020 war in der ehemaligen Verbandsgemeinde Simmern eine geringinvestive Basisförderrichtlinie in Kraft, bei der für die Privathaushalte der Eigenanteil der Energieberatung übernommen wurde und der Tausch von einem Gerät Weiße Ware pro Haushalt bezuschusst wurde. Dank dessen wurden bereits in mehr als 40 Gemeinden im Landkreis Leistungen nach dem „Schnorbacher Modell“ gezahlt. „Ich gratuliere der Gemeinde Schnorbach herzlich zu dieser sehr beeindruckenden Bilanz und bedanke mich für die geleistete Pionierarbeit“ so Landrat Volker Boch.
Weiteren Gemeinden, die Interesse am „Schnorbacher Modell“ haben, steht Klimaschutzmanager Frank-Michael Uhle gerne als Ansprechpartner zur Verfügung.
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