Erfolgreiche Operation nach Monaten der Ungewissheit
BAD KREUZNACH/GAZA. Gute Nachrichten aus den Diakonie Kliniken Bad Kreuznach: Die im Krieg schwer verletzte sechsjährige Malak hat sich nach einer erfolgreichen Operation gut erholt. Monatelang hatten sich deutsche Hilfsorganisationen darum bemüht, schwer verletzte Kinder aus Gaza zur Behandlung nach Deutschland zu holen. Malak ist erst das zweite Kind, das diese Chance bekommen hat. Und so macht das kleine Mädchen in Deutschland große Schlagzeilen.
Malak wurde nach Angaben ihrer Mutter vor einem Jahr bei einem Beschuss durch einen Panzer im Gazastreifen lebensgefährlich im Unterleib verletzt. Mehrere Menschen starben bei dem Vorfall. Malak überlebte nur, weil sie in einem Krankenhaus in Rafah erstversorgt werden konnte. Ihr Bauchwandbruch stellte jedoch nach wie vor eine akute Bedrohung dar: Durch die Lücke in der Bauchdecke hätte sich der Darm einklemmen und zu einem tödlichen Darmverschluss führen können. Dieser Befund wurde im Gazastreifen nicht operiert. Immer wieder kommen solche Patienten nach Bad Kreuznach, weil sie hier Hilfe finden. André Borsche, der vor seinem „Ruhestand“ jahrzehntelang als Chefarzt der Plastischen Chirurgie tätig war, hat im Diakonie Krankenhaus viele Kinder aus Krisengebieten operiert. Dieses Engagement setzen auch seine ehemaligen Kolleginnen und Kollegen fort. Dank der guten Zusammenarbeit mit der Kinderabteilung der Diakonie unter der Leitung von Dr. Christoph von Buch werden diese Kinder in Bad Kreuznach medizinisch und pflegerisch bestens betreut.
In einer zweistündigen Operation versorgten der Viszeralchirurg Mohammed Ibrahim Froka und der Plastische Chirurg Dr. André Borsche den ausgedehnten Bauchwandbruch und verschlossen die Bauchwandlücke. Borsche, der die Bad Kreuznacher Sektion von Interplast Germany gründete und sich seit Jahrzehnten in humanitären Einsätzen engagiert, hat schon viele Operationen in Bad Kreuznach durchgeführt: „Durch die langjährige Kooperation mit der Diakonie und aus meiner Zusammenarbeit mit den Ärztinnen und Ärzten in Bad Kreuznach, wusste ich, dass wir hier gut gerüstet sind, um Malak zu helfen. Besonders dankbar bin ich, dass ich Mohammed Froka für diesen Eingriff gewinnen konnte, den Leitenden Oberarzt der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie unter Chefarzt Dr. Gunnar Proff, der ein Experte auf dem Gebiet der Hernien ist. Für Froka war es der erste Einsatz für ein „Interplast-Kind“, aber nach eigener Aussage „nicht der letzte“.
„Es grenzt an ein Wunder, dass Malak überlebt hat. Dank der Erstversorgung in Rafah und der Möglichkeit, sie hier in den Diakonie Kliniken zu operieren, kann sie nun wieder zuversichtlich in die Zukunft blicken“, so Borsche weiter.
Die Einreise zur medizinischen Behandlung war lange Zeit unsicher, da das Bundesinnenministerium und das Auswärtige Amt Sicherheitsbedenken hatten. In wenigen Einzelfällen wurde schließlich die Einreise mit einer weiblichen Begleitperson genehmigt – so auch für Malak und ihre Mutter. All dies organisierte die Kölner Hilfsorganisation Refugees Foundation unter Federführung von Daniela Neuendorf und konnte dank der Zusammenarbeit mit Interplast Sektion Bad Kreuznach realisiert werden. Nachdem Dr. Borsche eine Gastfamilie gefunden hatte und zusicherte, die Behandlungskosten zu übernehmen, erfolgte die Genehmigung der Botschaft und des Auswärtigen Amtes, den Transport des verletzten Kindes nach Deutschland zu ermöglichen. In Bad Kreuznach sind Malak und ihre Mutter bei der Familie von Ibtessam Beidoun untergebracht und werden von Nachbarin und Freundin Corinne Werberich liebevoll mitbetreut.
„Wir sind unglaublich erleichtert, dass sie die Behandlung so gut überstanden hat“, sagt Malaks Mutter. Sie kann es kaum erwarten, wieder mit ihrer Familie vereint zu sein und ein normales Leben zu führen. Denn ihre Zukunft ist noch ungewiss. Anfang März wird sie mit Malak nach Ägypten zurückkehren, wohin sie mit ihren sechs Kindern nach dem Angriff und der Zerstörung ihres Hauses geflüchtet ist. Ihr Ehemann ist weiterhin in Gaza verblieben.
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