REGION. Der Große Kursaal, Kreuznachs „gut Stubb“ war 20 Tage vor der Bundestagswahl beim traditionellen Neujahrsempfang der Kreishandwerkerschaft Rhein-Nahe-Hunsrück gut besetzt mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft. Das Wichtigste aber war Jörg Dittrich (54), dem aus Dresden angereisten Präsidenten des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, den über 200 Zuhörern trotz aller Bürokratiehürden optimistische Zukunftsaussichten zu vermitteln. So wollten 2024 in einer Umfrage 57 Prozent der Jugendlichen gerne Handwerker sein. Ein Jahr zuvor waren es nur 49 Prozent. Positiv sei auch die Wertschätzung der Handwerker in der Bevölkerung. Mit 80 Prozent stehe man mit den Blaulichtberufen an der Spitze. Den seinerzeit frisch gebackenen Handwerkspräsidenten und Dachdeckermeister Dittrich hatte Vorsitzender Kreishandwerksmeister Alfred Wenz beim Empfang des Bundespräsidenten kennengelernt und für 2025 im Kursaal als Festredner „verpflichtet“. Für Dittrich gab es als Wegzehrung für die lange Autofahrt nach Dresden von Wenz eine leckere Brezel und eine Nahe-Beziehungskiste.
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„Versprecht nur, was Ihr halten könnt und überrascht uns mit Taten. Zieht an einem Strang, damit etwas Vernünftiges dabei herauskommt.“ So der Appell von Wenz in seiner Begrüßungsrede an die Wahlkämpfer. Dittrich griff das in seiner freien Rede gerne auf, erzählte von seinem Unternehmeralltag (60 Mitarbeiter), streifte das Familienleben (6 Kinder) und die große (EU-Ebene) und kleine Politik. Er nannte Beispiele überbordender und überflüssiger Bürokratie. Ein Beispiel: Bäcker müssten nicht nur angeben wie viele Brötchen sie backen, sondern auch wie viele sie schmieren und wie viele sie mit einem Salatblatt belegen. Wichtig sei doch, dass nicht nur allenthalben die Großbetriebe politisch beachtet würden, weil 99,5 Prozent aller EU-Betriebe Klein- und Mittelstandsbetriebe seien. Handwerk und Mittelstand mit der bewährten beruflichen Bildung. Das seien die deutschen Alleinstellungsmerkmale mit rund 4000 „Hidden Champions“. Diese seien mit Kreativität, Eigenverantwortung und Weltoffenheit nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich waren.
Es gelte, ein offenes und vertrauensvolles Klima zu schaffen und zu bewahren und nicht nur Migrationspolitik zu machen, die allen schade. Immerhin hätten 20 Prozent der Mitarbeiter in Handwerksbetrieben ebenfalls einen Migrationshintergrund. Ohne den Namen zu nennen war klar, wen Dittrich meinte mit der Partei, die gegen EU, Euro und Nato wettert. Wichtiger sei die in Schieflage geratenen Sozialsysteme zu retten, die für das Handwerk fast unbezahlbar seien und in Schwarzarbeit etwa im Frisörhandwerk münde. Trotz allem gelte es optimistisch zu sein, so wie es beispielsweise die Handwerksmeister Karl Heinz Buss (83, Kirn) und Ehrenkreishandwerksmeister Jürgen Günster (82, Bad Kreuznach) mit ihrer Lebensleistung vorgemacht hätten. Motto: Nicht jammern, machen!
Das dazu passende zunehmend positive Image des Handwerks, das gerade die Jugend aktuell vermittelte, gelte es zu verteidigen, sagte Dittrich, der nach dem offiziellen Teil des Empfangs mit der Ehrung der Meisterjubilare (25 Jahre Meisterschaft), der auf Landesebene erfolgreichen Junggesellen im Berufswettkampf („Craft Skills“) und der Prüfungsbesten Junghandwerker in den drei Landkreisen Bad Kreuznach, Birkenfeld und Simmern viele persönliche Gespräche führte.
Zum Handwerker-Neujahrsempfang gehört stets der intensive Austausch, bei dem auch Probleme benannt und Lösungen gesucht werden. Wichtig dabei, so wie es Dittrich klarstellte: Das Handwerk ist keine Partei! Es gelte aber, mit den politischen Verantwortlichen, die in den Parlamenten letztlich die Hand heben, stets im Gespräch zu bleiben. Das lohne sich, bekräftigt Dittrich. Drei Jahre habe man am Schornsteinfegergesetz gearbeitet, und es trotz auseinander gesprochener Ampelregierung vor einigen Tagen noch durchgebracht.
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Passend dazu verteilten Schornsteinfegermeister Denis Conradi und Töchterchen Luana am Eingang klitzekleine silberne Schornsteinfeger als Glücksbringer.
