MEISENHEIM. Das Paul-Schneider-Gymnasium (PSG) erhielt Besuch von der Landeskirche: Präses Thorsten Latzel machte auf seiner Tour durch die zehn Schulen der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) Station in Meisenheim. Der Leitende Geistliche der rheinischen Kirche suchte das Gespräch mit der Schulleitung, dem Lehrerkollegium und vor allem mit Schülerinnen und Schülern. Mit ihnen führte er eine lebhafte Diskussion zum Thema Diversität und Kirche. Die jungen Leute aus den Jahrgangsstufen 10, 11 und 12 hatten einen Fragenkatalog vorbereitet, der vom Allgemeinen auf das von ihnen ausgesuchte Thema führte.
„Schulen sind ein wichtiger Beitrag von Kirche zur Bildung“, erklärte Thorsten Latzel als Antwort auf die Frage von Rico Tillner zum Grund seine Besuche an den Schulen der rheinischen Kirche. „Ziel ist es, Menschen umfassend zu bilden, damit sie sich später stark in die Gesellschaft einbringen können.“ Auf die Frage von Viktoria Gläser nach seinem Eindruck vom PSG lobte Latzel die schöne Lage und friedliche Atmosphäre der Schule und meinte: „Viele Lehrer waren schon als Schüler hier, das spricht unbedingt für das Paul-Schneider-Gymnasium.“
Schließlich wandte sich das von Caroline Molz moderierte Gespräch dem Thema Diversität zu.
„In unserer Kirche spielt es keine Rolle, woher du stammst, wen du liebst oder wie du aussiehst“, betonte Präses Latzel.
Dies sei durch entsprechende Beschlüsse der Landessynode festgeschrieben und äußere sich unter anderem im konsequenten Einsatz für Menschenrechte. Stellvertretend nannte er die umfangreiche Hilfe für Geflüchtete. „Wir stehen ein für Vielfalt und Menschenwürde und versuchen, dies konsequent in den Gemeinden zu leben.“ Allerdings – so räumte er ein: „Da ist noch Luft nach oben.“ Politisches Engagement von Kirche sei als Einsatz für die Schwachen eine Notwendigkeit, meinte Latzel und unterstrich: „Zum Beispiel ist Kinderarmut in Deutschland ein Skandal.“
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In einer Zeit des immer stärker werdenden Rechtsradikalismus sei es umso wichtiger, jungen Leuten christliche Werte mitzugeben und sie zu Menschen mit starkem Rückgrat zu erziehen. Thorsten Latzel verwies auf das Vorbild Paul Schneiders. Der Namensgeber der Schule habe sein Leben dafür eingesetzt, diese Werte zu verteidigen.
Die Diskussion streifte unter anderem den Umgang mit der AFD, die Trennung von Kirche und Staat oder den Umgang mit gleichgeschlechtlich liebenden Menschen und drehte sich schließlich um das Image von Kirche, das von Jugendlichen als verstaubt wahrgenommen wird.
„Die Gottesdienste sprechen mich nicht unbedingt an“, bekannte Anna Feuerstein. „Wir sind eine Mitmach-Kirche“, hielt Thorsten Latzel dem entgegen und forderte die jungen Leute auf, zu sagen, was ihnen nicht gefällt und eigene Initiativen etwa zur Gestaltung von Gottesdiensten zu ergreifen. Die Schülerinnen und Schüler brachten lebhaft ihre Meinungen ein, hakten nach und widersprachen an vielen Stellen. Zum Schluss erhielt das Gespräch eine vertrauliche, beinahe seelsorgerliche Note, als Machtfragen zwischen Schülern und Lehrern thematisiert wurden. So kam es, dass Latzel das vorgegebene Zeitlimit locker um eine halbe Stunde ausdehnte.
Zum Programm gehörte auch eine Stippvisite im Lehrerzimmer. Bei dieser Gelegenheit dankte der Präses den Lehrerinnen und Lehrern nach eigenen Worten „für die überaus wertvolle Arbeit, die Sie hier leisten“. In der Sternwarte, wo das Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern stattfand, ließ sich der Präses nicht lange von der Aussicht über Meisenheim und die umliegenden Hügel aufhalten, sondern stieg sofort ins Gespräch mit den jungen Leuten ein. Auf dem weiten Weg dorthin hatte er Gelegenheit, Sportanlagen Schwimmbad und den grünen Campus in Augenschein zu nehmen. Gewisse Neidgefühle weckte der Kraftraum in dem sportlich aktiven Theologen. „Der ist besser ausgestattet als unser Fitnessraum im Landeskirchenamt“, stellte Latzel fest, als er auf einem der Geräte Platz nahm. In der neuen Mensa endete der Besuch mit dem Mittagessen inmitten der munter speisenden Schar von Jugendlichen.
Präses Dr. Thorsten Latzel ist der Leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland mit rund 2,1 Millionen Mitglieder. Er ist Vorsitzender der Landessynode, dem Kirchenparlament und Leitungsorgan der rheinischen Kirche, sowie der Kirchenleitung, dem geschäftsführenden Gremium, wenn die Synode nicht tagt. Thorsten Latzel ist 53 Jahre alt, verheiratet und Vater von drei Kindern im Alter von 21, 18 und 15 Jahren.