BAD KREUZNACH / LANGENLONSHEIM. Die Slalom-Qualifikation im neuen Modus forderte von den beiden Athleten des RKV Bad Kreuznach, Joshua und Enrico Dietz, Nervenstärke und bot ihnen gleichzeitig ein Wechselbad der Gefühle. Nach sechs Läufen, von denen die besten vier gewertet wurden, während zwei als Streichresultate fielen, präsentierte sich ein deutliches Bild der unterschiedlichen Entwicklungen der beiden Brüder.
Für den bald 25-jährigen Joshua Dietz verlief die Qualifikation enttäuschend.

Auch im zweiten Jahr der sogenannten Leistungsklasse gelang es ihm nicht, die geforderten Leistungspunkte zu erreichen. Mit lediglich einem prozentualen Leistungsnachweis sieht er aktuell keine Perspektive für das A-Nationalteam. „Ich habe mich im Winter akribisch vorbereitet und intensiv und aufwendig trainiert. Natürlich bin ich enttäuscht, dass ich meine Leistung in dem neuen Modus, bei dem in jedem Wertungslauf alles passen muss, nicht abrufen konnte“, resümiert der leidenschaftliche Kanute aus Langenlonsheim. Er plant nun, sich neu zu orientieren und die Saison mit Weltranglistenrennen und dem Deutschland Cup fortzusetzen. Gleichzeitig zeigte er sich erfreut über die positive Entwicklung seines jüngeren Bruders Enrico: „Ich freue mich für Enrico, dass er durch die Trainingsgruppe bei Paul Böckelmann, einem der anerkannt besten Trainer in unserem Sport, eine tolle Entwicklung gemacht hat und bravourös das U23-Nationalteam auch in seinem zweiten U23-Jahr erreicht hat.“
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Für den 19-jährigen Enrico Dietz hingegen lief die Qualifikation herausragend. Gleich vier obere Leistungsnachweise gelangen ihm, sodass er sogar an den Zeiten der A-Nationalmannschaft kratzte. Im sechsten und letzten Lauf musste er zwar nach einer nachträglichen Fehlerkorrektur zugunsten von Olympionike Hannes Aigner den dritten Podestplatz abgeben, zeigte sich aber dennoch zufrieden: „Damit bin ich voll zufrieden, zumal ich trotzdem nur 0,24 Sekunden hinter ihm war!“, freute sich der U23-Athlet. Gemeinsam mit seinem Trainer will er nun die einzelnen Läufe analysieren und an der Perfektionierung seiner Technik arbeiten.
„Jede halbe Sekunde schneller zu sein in der K1-Leistungsklasse ist eine echte Herausforderung! Die Abstände der Leistungsnachweise sind so minimal, dass ich aber durchweg zufrieden bin, zumal ich sie in allen vier gewerteten Läufen erbringen konnte und so die U23 mit einem gewissen Abstand anführe.“ Enrico blickt optimistisch in die Zukunft, da er noch diese und drei weitere Saisons in der U23-Altersklasse vor sich hat und hofft auf eine positive Bewertung durch die Trainerratssitzung. Besonders wichtig ist ihm der Verbleib in der Trainingsgruppe mit den Olympia-Medaillengewinnern Noah Hegge und Sideris Tasiadis. „Das, was ich in dem effektiv halben Jahr von Paul und den beiden erfahrenen Kanuten lernen durfte, ist grandios. Ich freue mich, wenn wir da weitermachen können! Mit ihm, Noah und Sid zu arbeiten motiviert mich voll und da bin ich dem Vertrauen des DKV sehr dankbar!“ Ein großer Traum des talentierten Nachwuchskanuten ist die Teilnahme an der EM auf der Olympiastrecke in Paris in zwei Wochen, nachdem er im letzten Jahr bereits bei der LK-EM in Tacen mit dem A-Team starten durfte.
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Weniger erfreulich verlief der Samstag für Vater und Mannschaftsführer Steffen Dietz. Nachdem Joshua zunächst eine umstrittene 50er-Wertung erhalten hatte, musste er Einspruch und später sogar Protest einlegen. Nach einer über fünfstündigen Hängepartie korrigierte die Jury die Wertung schließlich, was für Joshua anstelle des 18. Platzes Rang 4 bedeutete. „Das war eine extrem nervenaufreibende Angelegenheit! Mit den Offiziellen hier zu sprechen, braucht viel Fingerspitzengefühl und starke Nerven. Letztlich konnte ich nachweisen, dass die Wertung keinen Bestand haben konnte. Für die Sportler zählt unter Umständen jeder einzelne Punkt, und es geht um die sportliche Existenz im professionellen Sport, den wir hier betreiben. Dementsprechend muss auch Maß genommen werden, das war mir wichtig“, so der sichtlich erleichterte, aber auch erschöpfte Vater. Er betonte jedoch, dass die Erfahrungswerte, die Joshua in dieser Situation sammeln konnte, für seine sportliche Entwicklung wertvoll seien.
Der RKV Bad Kreuznach, der in seiner Vereinsgeschichte mit Thomas Schmidt bereits einen erfolgreichen internationalen Kanuten hervorgebracht hat, sieht in den Dietz-Brüdern viel Potenzial und unterstützt sie nach Kräften. Sportwart Jürgen Huth und Vorstand Harald Dietrich engagieren sich mit vollem Einsatz, um eine optimale Basis für den Spitzensport zu schaffen. Es bleibt spannend zu verfolgen, ob der RKV mit Enrico Dietz erneut einen vielversprechenden Athleten für die internationale Kanu-Szene hervorbringen kann.
