KREIS BAD KREUZNACH. Die Abschiebung der Familie Alcantara aus Roxheim nach El Salvador sorgt weiterhin für erhebliche Unruhe und Kritik im Kreis Bad Kreuznach. Während die Kreisverwaltung ihre Entscheidung mit negativen Bescheiden des BAMF und der Gerichte begründet, fordern lokale Politiker und eine breite Unterstützergruppe eine humanere Flüchtlingspolitik und die Rückkehr der Familie.
Kreisverwaltung sieht keine Alternative, Grüne und SPD kritisieren scharf
Die Kreisverwaltung erklärte am Donnerstag in einem ausführlichen Gespräch, dass ihr nach den negativen Entscheidungen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und der Gerichte keine andere Wahl geblieben sei, als die Abschiebung durchzuführen.
Michaela Bögner, Vorsitzende des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Kreisverbandes Bad Kreuznach, äußerte sich bestürzt über die Abschiebung der Familie Alcantara. „Eine Familie mit Kindern braucht Sicherheit, damit die Kinder gut aufwachsen können“, so Bögner. Sie wies auf die drohende Gewalt durch Banden im Herkunftsland hin, die nicht ignoriert werden dürfe. „Eine Familie abzuschieben, deren Kinder gerade in Kita und Grundschule angekommen sind, ist kein Zeichen von Mitmenschlichkeit. Wenn die Eltern integriert sind und zur Stärkung der Wirtschaft im Landkreis beitragen, dann ist das für uns alle ein Gewinn“, betonte Bögner. Sie forderte die Ausländerbehörde des Kreises auf, ihre eigenständige Verantwortung wahrzunehmen und Spielräume für Mitmenschlichkeit zu nutzen, insbesondere angesichts des Fachkräftemangels.
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Auch der SPD-Landtagsabgeordnete Michael Simon aus dem Wahlkreis Bad Kreuznach kritisierte die aktuelle Flüchtlingspolitik scharf und plädierte für eine humanere Behandlung Geflüchteter. In einer Stellungnahme hob er hervor, dass die gesellschaftliche Debatte über Flüchtlinge oft von Unsachlichkeit und einer besorgniserregenden Rechtsverschiebung geprägt sei. Er bemängelte, dass politische Entscheidungen, wie das Aussetzen des Familiennachzugs, wenig Empathie zeigten und dem gesellschaftlichen Zusammenhalt entgegenwirkten. „Es reicht einfach nicht immer in Sonntagsreden die Bedeutung der Familie zu betonen und in der realen politischen Praxis im Umgang mit Geflüchteten davon nichts mehr wissen zu wollen“, so Simon.
Bezüglich der Familie aus Roxheim unterstrich Simon, dass diese in ihrem Herkunftsland Repressionen fürchte und Angst habe. Für ihn sei eindeutig klar: „Diese Menschen haben sich integriert, tragen aktiv zum gesellschaftlichen Leben bei und verdienen Schutz vor Rückführungen, die ihr Leben erheblich beeinträchtigen.“ Er appellierte an die Verantwortlichen, den humanitären Aspekt bei zukünftigen Entscheidungen konsequent zu berücksichtigen und gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die Integration fördern und Betroffene schützen. Simon sprach diese Position auch in einem aktuellen Schreiben an das Innenministerium und Bundesinnenminister Dobrindt an, in dem er eine humane Flüchtlingspolitik im Interesse der Gesellschaft, auch angesichts des Fachkräftemangels, betonte.
Unterstützer rufen zur Solidarität auf
Um ein Zeichen für Menschlichkeit, Mitgefühl und Solidarität zu setzen, lädt eine Unterstützergruppe aus Freunden, Kollegen und Bekannten der Familie Alcantara am Mittwoch, den 23. Juli, um 18 Uhr in die Roxheimer Birkenberghalle ein.
