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21. Mai 2025
StartNachrichtenKreis Bad KreuznachPaul-Schneider-Gymnasium: 40 Jahre Partnerschaft mit französischer Partnerschule

Paul-Schneider-Gymnasium: 40 Jahre Partnerschaft mit französischer Partnerschule

Die heilende Kraft der Begegnung
MEISENHEIM.
Mit einem anspruchsvollen Programm unter dem Titel „Vom Feind zum Freund“ feierten das Paul-Schneider-Gymnasium (PSG) in Meisenheim und seine französische Partnerschule Ste. Anne in Sablé sur Sarthe das 40-jährige Bestehen ihrer Partnerschaft mit Begegnungen und Festakten in beiden Städten.

Zusammen mit einer Gruppe Gleichaltriger aus Sablé besuchten die jungen Leute aus der Region um Glan und Nahe die Stätten früherer Schlachten zwischen Deutschland und Frankreich in den beiden Weltkriegen. Die beiden Schulen profitierten stark von „Erasmus plus“, einem Programm, mit dem die EU persönliche Begegnungen von Jugendlichen unterstützt. Das Projekt war sowohl Fächer- als auch Jahrgangsübergreifend angelegt und folgte konsequent einer Linie von der Überwindung der jahrelangen Feindschaft zwischen Frankreich und Deutschland hin zu Versöhnung und Freundschaft in der Europäischen Union.

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Es war eine besondere Gemeinschaft, die sich außerhalb des jährlichen Austauschprogramms bildete. An der deutsch-französischen Begegnung nahmen 15 Schülerinnen und Schüler des PSG, des Leistungskurses Geschichte der Jahrgangsstufe 11 sowie des Grund- und des Leistungskurses Französisch teil, und 28 Jugendliche von Ste. Anne. Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse trugen mit der Gestaltung eines Logos (Ste. Anne) und verschiedener anderer Kunstwerke, darunter einer fantasievollen Kollage (PSG) in einer kleinen Ausstellung zum Programm bei. 

Bei der gemeinsamen Arbeit in gemischten Gruppen kamen deutsche und französische Jugendliche einander näher. Thema war das Schicksal zweier Männer, die während der Zeit des Nationalsozialismus dem Regime Widerstand leisteten: Raphaël Élizé und Paul Schneider. Beide starben im Nazi-Konzentrationslager Buchenwald. Paul Schneider, der dem kirchlichen Widerstand angehörte, wurde dort inhaftiert und 1939 ermordet. Raphaël Élizé war der erste farbige Bürgermeister Frankreichs. Als deutsche Truppen Sablé im Zweiten Weltkrieg besetzten, schloss er sich der Résistance an, wurde verhaftet und deportiert. Tragischerweise kam er kurz vor Kriegsende durch einen Bombenangriff der Alliierten auf Weimar ums Leben. 

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Eine Stadtrallye auf den Spuren von Raphaël Élizé mit Besuch seines Wohnhauses und seines einstigen Büros im Rathaus mündete in einen Festakt. Im Mittelpunkt stand ein Rückblick auf 40 Jahre Partnerschaft mit all ihren Veränderungen, die in Wort und Bild festgehalten waren. Etwa 1 500 Schülerinnen und Schüler und – von Seiten Ste. Annes – ein ganzes Lehrerkollegium haben nach den Worten von Schulleiter Christophe Gonnier daran teilgenommen. Yvette Coubard, wegen ihrer jahrelangen Begleitung liebevoll „Madame échange“ genannt, teilte ihre Erinnerungen mit der Festgesellschaft, zu der auch viele Eltern gehörten. An sie wandte sich Gonnier mit einem Wort des Dankes. Er betonte: „Ohne die Eltern, die immer wieder bereit sind, Gastschüler aufzunehmen, wäre der Austausch nicht möglich.“

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Dem pflichtete seine Kollegin Karin Hofmann bei. In ihrer Festrede mit zahlreichen historischen Bezügen ging sie auch auf die Begegnung zwischen Charles de Gaulle und Konrad Adenauer ein. „Frankreich und Deutschland sind der Motor Europas“, betonte sie. „Die persönlichen Begegnungen durch Städtepartnerschaften, Kultur- und Jugendaustausch haben Versöhnung erst möglich gemacht.“ Beide Staatsmänner setzten auf die heilende Kraft persönlicher Begegnungen. Sie vertrauten auf die Jugend, um die jahrelange „Erbfeindschaft“ zwischen den beiden Ländern zu beenden. „Dazu gehörten Mut und Beharrlichkeit, denn beide hatten damals nicht die breite Mehrheit der Bevölkerung hinter sich“, betonte sie.

Betroffene Gesichter zeigten die jungen Menschen beim Besuch von zwei Soldatenfriedhöfen nahe Caen an der Küste der Normandie: Am „Omaha-Beach“, der Landungsstelle der alliierten Truppen im Juni 1944 und an der Ruhestätte deutscher Soldaten in der Nachbarschaft. Der jüngste hier bestattete Soldat war 16 und der älteste 67 Jahre alt. „Es gibt einen Unterschied zwischen Siegern und Besiegten“, registrierte eine Teilnehmerin. Während sich der deutsche Friedhof zurückhaltender präsentierte, stand auf dem US-amerikanischen Terrain Heldenverehrung im Vordergrund.

„Der Krieg ist mir hier sehr nahegekommen“, drückte eine Schülerin ihre Gefühle nach dem Besuch des Museums am Memorial für die Schlachtfelder nahe Verdun aus. Die realistische Darstellung des Schlachtenlärms, der Schreie von Verwundeten und des Geschützdonners, Briefe der jungen Soldaten aus den Schützengräben ließen keinen der Jugendlichen unberührt. Der Besuch der einstigen Festung Douaumont verstärkte diese Empfindungen. Mit Blick auf den aktuellen Krieg in der Ukraine beschrieb ein junger Mann Gedanken an einen möglichen eigenen Einsatz und meinte: „Im Notfall wäre ich schon bereit, für mein Land zu kämpfen.“

Nach harter Arbeit und großen Fortschritten in der Sprache des jeweils anderen endete die Begegnung in Meisenheim in einem zweiten Festakt. Paarweise erzählten die Jugendlichen von ihren Eindrücken. „Wir haben uns vom ersten Moment an super verstanden“, berichtete Martha Milferstedt über ihre Partnerin Jade Abellan und diese ergänzte: „Es waren unvergessliche Tage der Freundschaft mit Martha.“

Als besonderen Fall bezeichneten sich Robin Wons und Andres Zaya. Robin als Schüler des Leistungskurses Geschichte hat als Fremdsprache Latein gewählt und spricht kein Französisch. „Aber wir haben trotzdem starke Momente erlebt“, resümierte Andres mit Blick auf den Besuch der einstigen Schlachtfelder der deutsch-französischen Kriege.


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