MEISENHEIM. Vor welchen Herausforderungen und Aufgaben stehen innovative und zukunftsweisende, mittelständische Familienindustrieunternehmen im internationalen Wettbewerb in Rheinland-Pfalz?
Um sich darüber zu informieren, besuchten Mitte Juli 2024 die Ministerin für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau des Landes Rheinland-Pfalz, Daniela Schmitt (FDP) und Herbert Mertin (FDP), Staatsminister der Justiz des Landes Rheinland-Pfalz, gemeinsam mit regionalen Abgeordneten die BITO-Lagertechnik Bittmann GmbH in Meisenheim. Auch in diesem Jahr waren die Politiker wieder auf Sommertour unterwegs, um mit Vertretern aus der Wirtschaft, von sozialen Einrichtungen oder kulturellen Initiativen ins Gespräch zu kommen.
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Seit über 179 Jahren gelingt es BITO-Lagertechnik, mit Mut sowie bewährten und neuen Ideen und Konzepten mit dem Markt und seinen Veränderungen Schritt zu halten. Dabei haben nicht nur die hohe Wertekultur, sondern auch der permanent vorherrschende Innovationsgedanke das Unternehmen geprägt und über die Jahre getragen. Als innovativer Vorreiter in Entwicklung und Technik produziert der global tätige Spezialist für Lager- und Intralogistiklösungen dabei ausnahmslos Produkte von höchster Präzision und Qualität. Auch der Nachhaltigkeitsgedanke wird seit jeher konsequent verfolgt. So stellt BITO-Lagertechnik nicht nur Regal- und Behältersysteme als nachhaltige Produkte von langer Lebensdauer her, sondern bietet im Bereich der Behälterproduktion hochwertige Mehrweglösungen an, die zum Teil auch aus Recycelmaterial produziert werden. Zudem trägt BITO-Lagertechnik seit 2021 die TÜV-Zertifizierung „Klimaneutrales Unternehmen“.
Doch was bedeutet es für ein mittelständisches Industrieunternehmen wie BITO-Lagertechnik, das mit mehr als 1.300 Mitarbeitern weltweit zu einem der größten Arbeitgeber und damit auch zu einem der größten Ausbildungsbetriebe in der Region zählt, sich mit den aktuellen Herausforderungen auseinandersetzen zu müssen und im internationalen Wettbewerb bestehen zu können? Das ließen sich die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP), der rheinland-pfälzische Justizminister Herbert Mertin (FDP) und die Abgeordneten bei ihrem Besuch in regem Austausch von den BITO-Vertretern schildern.
Herausforderung Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel bei mittelständischen Industrieunternehmen
Als Unternehmen im ländlichen Raum stehen mittlerweile nicht nur mehr der Fachkräftemangel, sondern auch der Arbeitskräftemangel per se als immer schwieriger zu bewältigende Aufgabe im Vordergrund. Zwar wächst durch Digitalisierung und Homeoffice die Möglichkeit, Mitarbeiter aus anderen Regionen zu beschäftigen, gleichzeitig wird dadurch aber auch der Wettbewerb am gesamten Arbeitsmarkt größer. Für den produzierenden Bereich ist die Variante des mobilen Arbeitens sowieso nicht möglich, zudem geraten Kapazität und Maschinenauslastung durch den Ruf nach der Vier-Tage-Woche oder die abnehmende Bereitschaft zur Schichtarbeit zunehmend unter Druck. Auch die Tatsache, dass das Arbeiten in einem Industrieunternehmen besonders im Bereich der Stahl- oder der Kunststoffverarbeitung, vor allem bei der jungen Generation, immer mehr an gesellschaftlichem Ansehen verliert, stellen die Verantwortlichen von BITO als besorgniserregende Entwicklung fest. Mit regelmäßigen Schulbesuchen oder dem jährlichen Tag der Ausbildung beispielsweise wirkt der Lagertechnikspezialist dem entgegen und sieht auch die Politik mit in der Verantwortung, die wichtige Bedeutung des produzierenden Gewerbes für die wirtschaftliche und zukunftsfähige Entwicklung einer Gesellschaft in ein positives Licht zu rücken.
Dazu gehört auch der Wunsch, dass bereits in der Schule damit begonnen werden sollte, den Fokus auf motivierte und qualifizierte Mitarbeiter zu legen, indem schon während der Schulzeit mehr Praktika bei Unternehmen absolviert, werden können und einer Ausbildung im Vergleich zum Studium wieder ein höherer Stellenwert beigemessen wird. Denn aktuell ist es insbesondere im technischen Bereich eine große Herausforderung, Fach- und Arbeitskräfte und vor allem auch Auszubildende zu finden.
Für BITO-Lagertechnik als Hersteller von Kunststoffbehältern wird zusätzlich das negative Image, mit dem Kunststoff mittlerweile zu kämpfen hat, zum Problem bei der Einstellung von Mitarbeitern in diesem Bereich. Dabei darf der hochwertige und hochfunktionale Werkstoff, aus dem die BITO-Behälter hergestellt werden, nicht mit dem Mikro-Plastik, das am Ende im Meer oder in Müllverbrennungsanlagen landet, verwechselt werden. Vielmehr sind die robusten Mehrwegladungsträger, die im gewerblichen Bereich zum Einsatz kommen, eine nachhaltige und langlebige Mehrweglösung und im Vergleich zu Einwegverpackungen etwa eine nicht zu ersetzende Alternative. Der verantwortungsbewusste Umgang mit dem Werkstoff Kunststoff und das Schaffen von nachhaltigen Lösungen sind dafür die Grundlage.
Wer im Bereich Kunststoff in der Entwicklung und Herstellung arbeitet, trägt maßgeblich dazu bei, dass aus diesem Material zukunftsfähige Produkte entstehen beziehungsweise immer weiterentwickelt werden, ohne die es in unserer Welt und in vielen Branchen und Bereichen gar nicht mehr funktionieren würde. Eine Tatsache, die auch von Seiten der Politik mehr ins gesellschaftliche Bewusstsein gerückt werden müsste, so der BITO-Appell an den Besuch aus der Politik.
Hinzu kommt die Tendenz, dass immer mehr Menschen immer weniger arbeiten möchten – dies dann mit mehr Mitarbeitern aufzufangen wird in der Kombination somit zu einer unlösbaren Aufgabe. Zudem baut die zunehmende Bürokratisierung, beispielsweise im Hinblick auf die Pflicht zur elektronischen Zeiterfassung, die zu einer Einschränkung der Vertrauensarbeitszeit führt, viele Hürden auf und reduziert dabei gleichzeitig die Flexibilität von Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Glücklicherweise scheint hier ein erstes Umschwenken durch die Wachstumsinitiative der Ampelkoalition erkennbar zu sein.
Hoher Bürokratieaufwand und hohe Kosten, auch im Bereich der Energie
Auch in anderen Bereichen, wie etwa im Nachhaltigkeitsmanagement, wird für Unternehmen wie BITO-Lagertechnik die Bürokratie immer mehr zu einer wirtschaftlichen Bremse, die die Zukunftsfähigkeit als sicherer Arbeitgeber gefährden. Das Unternehmen teilt und verfolgt die Ziele im Kontext der Nachhaltigkeit seit jeher, doch Themen wie Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD), Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, Hinweisgeberschutzgesetz usw. generieren mittlerweile einen sehr hohen Zeitaufwand und hohe Kosten. Auch die hohen Energiepreise im internationalen Vergleich stellen besonders für die produzierenden Unternehmen eine immense finanzielle Belastung dar. Das alles hat bereits jetzt schon zur Folge, dass der Kostendruck an die Kunden weitergeben werden muss, was jedoch die internationale Wettbewerbsfähigkeit weiterhin belastet.
Lange Genehmigungswege bei Inbetriebnahme von PV-Anlage
Thematisiert wurden zudem wieder die sehr langen Genehmigungswege, die nach wie vor die Inbetriebnahme, der von BITO bereits längst installierten eigenen PV-Anlage verhindern. Das Unternehmen musste dafür zwischenzeitlich einen Betrag im sechsstelligen Bereich nachinvestieren, nur, weil sich mittlerweile die Regularien geändert haben und ein spezielles Gutachten zur Inbetriebnahme vorliegen muss, für das es aber noch keine ausgebildeten Gutachter gibt.
Schwierige Infrastruktur
Zur Sprache brachten die BITO-Verantwortlichen weiterhin die nach wie vor schwierige Infrastruktur, was Straßen und Schiene für den Transportverkehr anbelangt, die schlechte Datenübertragungslage und Funklöcher vor allem auch zwischen den beiden Standorten Meisenheim und Lauterecken und die schwierige Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, die Arbeitnehmern und Auszubildenden die autofreie Anfahrt zum Unternehmen kaum möglich machen.
Ausführlicher Werksundgang und neue Produktionshalle
Abgerundet wurde der Besuch mit einem ausführlichen Werksrundgang, bei dem es für die Gäste aus der Politik nicht nur spannende Einblicke in die Produktionsabläufe gab, sondern auch das aktuelle Investitions-Objekt von BITO-Lagertechnik – der Bau einer neuen, zweistöckige Produktionshalle auf dem Meisenheimer Werksgelände – begutachtet werden konnte.