06.03.2023
MEISENHEIM (red). Zum europäischen „Tag der Logopädie“ am Montag, 6. März, macht Diplom-Pädagogin Belinda Fuchs, Therapeutische Direktorin des Sprachheilzentrums Meisenheim, auf die wichtige Arbeit der Logopädie aufmerksam. Logopädinnen und Logopäden erarbeiten mit behandlungsbedürftigen Kindern Laute und Sätze, bauen einen Wortschatz sukzessive auf und vergrößern ihn. Eine besondere Hürde ist es für betroffene Kinder schließlich, das Gelernte in die „Spontansprache“ zu übertragen, im Grunde also die Alltagstauglichkeit des neu erlernten Sprachvermögens unter Beweis zu stellen. Die Arbeit hat unter anderem das Ziel, gesellschaftliche Teilhabe von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu sichern, da sie sonst nicht oder nur sehr eingeschränkt an Bildungsprozessen teilnehmen könnten.
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Die Corona-Pandemie hat gerade das Leid vieler Kinder noch vergrößert. Belinda Fuchs verdeutlicht: „Die jüngsten Kinder in der Sprachheiltherapie sind fünfeinhalb Jahre alt. Die vergangenen drei Jahre der Pandemie fielen in die wichtigste Phase des Spracherwerbs dieser Kinder.“ Zusätzlich müsse bei vielen Kindern und Jugendlichen eine deutlich geringere Sozialkompetenz festgestellt werden. Gefühlt – es ist noch nicht wissenschaftlich untersucht – gäbe es bei vielen einen sprachlichen Rückzug bis hin zum selektiven Mutismus.
„Bei Kindern und Jugendlichen, die ohnehin schon unter einem selektiven Mutismus litten, gab es oft einen Rückzug insgesamt aus dem sozialen Leben. Vor Corona waren in solchen Fällen Interventionen möglich, etwa nach ärztlichen Untersuchungen. Das fehlte während der Pandemie“, Diplom-Pädagogin Belinda Fuchs
Im Sprachheilzentrum Meisenheim werden Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen behandelt, die Aussprache, Satzbau und den Ausbau des Wortschatzes lernen müssen. Die meisten der jungen Patient:innen leiden zusätzlich unter einer rezeptiven Sprachstörung, können Gesprochenes nicht angemessen verarbeiten.
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Das führe dazu, dass die Kinder oft falsch eingeschätzt werden. Bei einer rezeptiven Sprachstörung sei zusätzlich eine gute Elternarbeit nötig, was die Einbindung von Sprachtherapeut:innen in ein multiprofessionelles Team unabdingbar mache. Alle Beteiligten müssten alle Handlungen verbal begleiten. Dies diene der Unterstützung der logopädischen Therapie.
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„Die Ursachen für die Leiden der Kinder können sehr unterschiedlich sein“, erläutert Belinda Fuchs. So weiß man, dass häufige Erkältungen und Mittelohrentzündungen in den ersten sechs Lebensjahren eine organische Ursache begründen können. Es gibt genetische Prädispositionen, also eine Anfälligkeit zur Ausbildung von Krankheiten, die jedoch keine Therapierelevanz haben. Psychische Ursachen können zum Beispiel durch Überbehütung oder Vernachlässigung verursacht sein. Soziokulturelle Ursachen für Sprachentwicklungsstörungen liegen beispielsweise im übermäßigen und unangemessenen Medienkonsum.
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