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Für Handwerksberufe engagiert einstehen: Kreishandwerksmeister Simon Henkel wünscht sich mehr Unterstützung der Schulen

26.10.2022
BAD KREUZNACH (red).
In unruhigen Zeiten hat Simon Henkel (42) im Sommer das Amt als Kreishandwerksmeister und erster Ansprechpartner für die 24 in der Kreishandwerkerschaft Rhein-Nahe-Hunsrück vertretenen Handwerkerinnungen übernommen. Nach zehn Jahren als Obermeister der Innung Sanitär Heizung und Klima hat sich der Bad Kreuznacher im Juni kurz entschlossen und erfolgreich für das Amt beworben. Er sieht die in den Innungen der drei Kreise Bad Kreuznach (für den er zuständig ist), Rhein-Hunsrück und Birkenfeld in der KHS organisierten rund 1000 Betriebe meist gut aufgestellt für die aktuellen Herausforderungen. Der Winter steht vor der Tür und Themen wie Energieversorgung, Corona, Inflation bewegen die Betriebe ebenso wie die Kunden.

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Simon Henkel hat sich von Beginn seiner Berufstätigkeit an auch dem Ehrenamt verschrieben. Er betont: „Jede ehrenamtliche Tätigkeit lohnt und bringt einen immer weiter, selbst wenn es eine kurze und anders als geplant verlaufene Zeit ist.“ Nach seiner Lehre bei ESR (Langenlonsheim), wo er im Team von Norbert Ruths auch zwei Jahre als Geselle arbeitete, besuchte er schon mit 21 Jahren die Meisterschule, erwarb Meisterbriefe im Sanitär- und Heizungsbau. 2003 wurden diese Gewerke dann zusammengelegt. Selbstständigkeit war stets sein Ziel, und in seinem damaligen Wohnort Hochstätten gelang das mit seiner Frau Heike gut. „In Bad Kreuznach wäre das schwierig gewesen“, blickt Henkel zurück. In Hochstätten engagierte er sich in der Feuerwehr, war im Gemeinderat. In seiner Innung engagierte er sich im Prüfungsausschuss und wurde 2016 als Nachfolger von Paul-Gerhard Wagner Obermeister der SHK-Innung. Im Landesverband ist Henkel seit 2018 Kassenwart. All das kostet Zeit. Aber diese Vielfalt, die Kontakte und die gemeinsamen Ziele seien es immer wert, und so habe er die neue Herausforderung angenommen: Zukunft für alle abbilden! „Ehrenämter prägen.  Ob es für mich der Trainerschein im Trampolinturnen war (Henkel turnte beim MTV Bad Kreuznach Bundesliga) oder der Führungsdienst in der Feuerwehr der VG Bad Münster-Ebernburg.  Es spornt mich an. Was man für andere gibt, das kommt auch zurück“, sagt Henkel mit Überzeugung. Es lohne nicht, zu überlegen, ob man selbst zu viel gebe und andere nichts.

Diese Überzeugung vermittelt der Kreishandwerksmeister bei Gesprächen in Schulen, wenn es um die Berufswahl geht. Dann versucht er jungen Leuten klarzumachen, dass sie mutig ihren Weg gehen sollen und wenn’s nicht auf Anhieb funktioniert, was anderes machen sollen. Henkel: „Man muss nicht das ganze Leben das Gleiche tun.“ Nach wie vor werden in Schulen das Abitur und anschließendes Studium als Top-Ziel genannt. Er selbst hat nach 10. Schuljahr, Lehre, Meisterbriefen, Selbstständigkeit seit 20 Jahren (15 Mitarbeiter) gezeigt, dass es anders geht. Wer mit Berufsreife aus der Schule kommt und seine Lehre mit der Note befriedigend abschließt, hat mittlere Reife, erinnert Henkel an den zweiten Weg. Von Schulen wünscht er sich mehr Unterstützung für die Handwerker und fragt: Warum nicht in einem halben Jahr jede Woche in einer Doppelstunde die stiefmütterlich behandelten Handwerksberufe durchnehmen? Die Innungen würden helfen. Es sei schwierig, die Berufsbezeichnungen in die Köpfe zu bekommen. Wer interessiert sich, wenn er als Schüler ankreuzen soll, schon für SHK (Anlagenmechaniker Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik)? fragt er.

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Klar ist: SHK-Fachleute werden gesucht. Das Wort Mangel will Henkel nicht bemühen. Das Handwerk habe sich im Gegensatz zum Handel, der durch Digitalisierung und Online-Geschäft (Amazon) seit gut zehn Jahren leidet, gut behauptet. Online bestellte Technikteile müssten schließlich eingebaut werden. Aber der Bundestrend droht auch die Nahe-Region auszubluten. Henkel kennt die Zahlen: In fünf Jahren gehen 150 000 Handwerker in Rente und höchstens die Hälfte „wächst“ nach. Die Sozialsysteme könnten den Andrang in Richtung Studium kaum verkraften, finanzielle Löcher seien mit Auszubildenden nachhaltiger zu füllen. Denn wer schon drei Jahre ins Sozialsystem einzahle, habe was vorzuweisen. Um Jugendlichen das Handwerk schmackhaft zu machen, sieht Henkel eher zwei bis dreitägige Praktika als monatelange Probieraufenthalte. Nach wenigen Tagen sehe ein Handwerksmeister, wen er da vor sich habe. Und es gebe noch eine Probezeit in der Lehre, wenn’s dann doch nicht harmoniert.

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Wer sorgt für die Übersicht, wer bietet die Informationen für die Innungsbetriebe. Da warte viel Arbeit. Aber Henkel wills mit der KHS anpacken, die Digitalisierung vorantreiben, die sozialen Netzwerke mit einbinden. „Bewerbung muss leicht werden“, fordert Henkel. Am Konzept dafür und der Finanzierung will er konsequent mitarbeiten. Henkel weiß, wie schwierig es für Jugendliche ist, den Durchblick zu bekommen. „Ich möchte heute keine 16 mehr sein und vor der Berufswahl stehen“, gibt er zu. Den Mitgliedsbetrieben will er engagiert mit dem KHS-Team einen guten Service bieten. „Wir müssen unseren Mitgliedern etwas bieten, der Apparat soll bestmöglich funktionieren. Wir wollen Perspektiven eröffnen und ein Sprachrohr gegenüber der Politik sein.

Der nächste Winter kommt bestimmt:
Täglich erreichen seit Monaten bange Anrufe die Heizungsbauer. Jeder will sparen und nicht frieren. Wie kann man optimieren? In welche Technik soll man investieren? „Ruhig bleiben, abwarten, den Markt beobachten“, empfiehlt Simon Henkel in seiner Eigenschaft als SHK-Innungsobermeister allen Kunden, die aktuell eine funktionierende Heizung haben. Natürlich gebe es Optimierungsbedarf, auf den man seinen Betrieb ansprechen sollte. Aber er rät von schnellen Investitionen in neue Technik eher ab. Dass in der aktuellen Situation Neukunden von Handwerksbetrieben nicht immer berücksichtigt werden können, das sei Realität, sagt Henkel. Die Kapazitäten der Betriebe gäben es mitunter nicht her. Die Situation auf dem Ersatzteilmarkt habe sich zwar entspannt, aber bei Neuanlagen blieben viele Kunden bei bewährter Technik. Henkel: „Ölkunden sind heute froh, dass sie trotz Literpreisen von 1.80 Euro beim Öl geblieben sind. Manche bauen auch 2023 neue Öl- oder Gas-Brennwertkessel ein, weil ab 2024 kein konventioneller Kesseltausch mehr möglich sein soll. Für Neuanlagen wie Wärmepumpen sind lange Lieferzeiten zu befürchten. Henkel: Und wenn Länder wie China mit 0-Covid-Rate womöglich ihren Häfen schließen (Schanghai) und die Lieferkette unterbrochen wird, dann ist es schwierig. Der Politik vertraut der Kreishandwerksmeister indes in der Frage der Gas- und Stromversorgung. Denn wenn diese ausfalle, dann habe man andere Probleme als ein warmes Wohnzimmer. Viel hängt auch davon ab, wie der Gesetzgeber agiert. So wurde aktuell wieder die Richtlinie für die Bundesförderung effizienter Gebäude geändert. Sie ist auf 1000 Quadratmeter Heizfläche begrenzt, förderfähige Kosten werden gedeckelt.  Viel Lesestoff für Betriebe und Investoren bietet auch die Mittelfristenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung (EnSimiMaV)!

 

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