BAD KREUZNACH. Die Gewobau und Mitglieder der Grünen in Stadt und Kreis besuchten am Dienstag das „Solar Quartier“ im Baugebiet in den Weingärten. GEWOBAU-Geschäftsführer Karl-Heinz Seeger und Thomas Sapper von der FUTUREhaus erläuterten den Kommunalpolitikern die Bauweise und Technik des Kreuznacher Modell zur Klimaneutralität, dass im Moment deutschlandweit als einmaliges Projekt bezeichnet wird.
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„Bislang haben wir uns um die Hardfacts gekümmert, jetzt geht es um die Software unseres Quartiers“, so Seeger.
28 massiv mit vorgefertigten Modulen gebaute Wohnhäuser werden über ausgeklügelte Technik und kompetente Partner zu einem effizienten Wohnkraftwerk zusammengeschlossen, das seine Bewohner energetisch selbst versorgt und in 20 Jahren bereits eine klimaneutrale Gesamtbilanz erbringen soll. „Der Gesetzgeber wird diese Schwelle künftig bei 50 Jahren einfordern“, erläutert Karl-Heinz Seeger die gesetzlichen Erfordernisse an die Klimaneutralität. Die Gewobau gehe damit mit gutem Beispiel voran und schaffe in den Weingärten ein Leuchtturmprojekt, das deutschlandweit einzigartig ist, betont Seeger.
Um ein optimales Verhältnis zwischen Bodenversiegelung und Wohnfläche zu erzielen, wurden die 28 Wohnhäuser mit Pultdächern ausgelegt, auf denen Photovoltaikanlagen Sonnenergie auffangen. Die Wärmeerzeugung und Kühlung erfolgt durch Tiefenbohrung, eine Wärmepumpe bringt die Wärme reversibel zur Beheizung und Kühlung in das jeweilige Gebäude. Neuartige Frischluftfenster, die dank smarter Sensorik auf die Verhältnisse von Wärme, Feuchte und Verdunstung im Raum reagieren, optimieren den Luftaustausch und sorgen so auch für weniger Pollen und Schadstoffe in der Raumluft.
Alle Bauteile, also Wände, Fenster, Rolläden, auch die Wärmedämmung, werden von der FUTUREhaus in Bad Kreuznach produziert und vor Ort ausbetoniert. „Wir sparen dadurch wertvolle Bauzeit und können so auch auf dem Baustoffmarkt schneller agieren“, sagt Thomas Sapper, der eine eigene Produktionsstraße im Gewerbegebiet gebaut hat. Die Häuser erreichen kfW 55 Standard. Aktuell entwickele die FUTUREhaus eine Recyclingmethode für Holzspanstein, der eine weitere Reduzierung des Kohlendioxids bedeutet und die Schwelle noch weiter nach unten treibe.
Der Mieter profitiert von günstigen Nebenkosten – nicht mehr als umgerechnet 175 Euro monatlicher Aufwand für Strom, Wärme und Kühlung pro Mieteinheit und natürlich von einer günstigen Miete. „Damit beschreiten wir den Weg von der klassischen Kaltmiete mit Nebenkosten hin zu einer voll inklusiven Vermietung auf Bruttobasis“, sagt Karl-Heinz Seeger mit Blick auf bezahlbaren Wohnraum in der Stadt.
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Der Durchschnittsmietpreis für eine Mietwohnung im Solar Quartier betrage 8 Euro, infolge der niedrigen Betriebskosten wird eine Miete von 8,50 bis 9 Euro avisiert. Mieterstrom-Modelle wie „MyGekko“ vereinfachen das Regulieren der nötigen Energiemenge und schaffen so auch ein Bewusstsein beim Mieter für seine eigene Energiebilanz des Wohnens. Gemeinschaftsräume wiederum werden von allen Mietern genutzt und tragen im Rahmen der Sharing-Economy ebenfalls zu einer nachhaltigen Entwicklung des Zusammenlebens im Quartier bei.
Die Baukosten liegen insgesamt bei 2540 bis 2700 Euro je Quadratmeter Wohnfläche bei gleichzeitig hohem Gebäudestandard. Eine städtebauliche Förderung des Projekts sei bisher nicht in Anspruch genommen worden.
Städtebaulich ist das Solar Quartier jedoch prägend auch für die verkehrliche Entwicklung: Der vorhandene Überstrom – also zu viel produzierter Strom, der nicht für Kühlung und Heizung benötigt wird, wird für Mobilität genutzt. Jedes Haus hat eine E-Mobilitätsstation, darüber hinaus sind sechs öffentliche Ladestationen mit der im Solar Quartier vorhandenen Batterienpufferung von rund 200 kW gekoppelt. Damit ist auch die Möglichkeit gegeben, Schnellladesäulen mit hoher Energiebeanspruchung zur Verfügung zu stellen.
„Hier entsteht ein klimaneutrales Quartier, das allen Anforderungen des modernen Wohnens entspricht und Modellcharakter hat“ sagen Sapper und Seeger. Die Bewerbungen beim Deutschen Immobilienpreis, dem Wettbewerb „Succes“ der Investitions- und Strukturbank (ISB) sowie beim „Pioniergeist 2021“ der ISB und Volksbanken in Rheinland-Pfalz wurden eingereicht.
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pdw/red – 08.07.21
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