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17. Oktober 2024
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Stolpersteine erinnern an Opfer und mahnen zur Wachsamkeit

BAD MÜNSTER AM STEIN-EBERNBURG. In den Zeiten des wachsenden Antisemitismus in Deutschland ist das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus eine Mahnung wachsam zu sein, zu welchen Verbrechen eine Diktatur fähig ist. Das betonten Oberbürgermeister Emanuel Letz und die Ortsvorsteherin von Bad Münster am Stein Ebernburg, Birgit Ensminger-Busse, bei ihrer Begrüßung der Gäste zur Verlegung von sieben Stolpersteinen in der Turmstraße 8 in Ebernburg. Dort wohnten Johanna Gottlieb, Emil Gottlieb, Irmina Koch, geborene Gottlieb, Hedwig Heymann geborene Gottlieb, Jakob Heymann, Flora Margot Heymann und Rosa Irmgard Heymann. Der OB und die Ortsvorsteherin bedankten sich bei der IGS Sophie Sondhelm, die mit Unterstützung des Stadtarchives die Schicksale der Ebernburger Opfer des Nationalsozialismus herausarbeiteten und seit vielen Jahren Stolpersteinverlegungen und Gedenken mitgestaltet.

Emil und Johanna Gottlieb wurden 1857 bzw. 1859, in Ebernburg geboren.
Johanna, unverheiratete Schwester von Emil, hatte ein Kolonialwarengeschäft in der Turmstraße 27.  Sie wohnte bei ihrem Bruder Emil hier in der Turmstraße 8, da dieser schon verwitwet war. In der Pogromnacht wurde ihr Geschäft zerstört und geplündert. Sie gehörte zu den 824 Frauen, Männer und Kindern, die am 22. Oktober 1940 mit dem ersten Zug aus der Pfalz in das in Frankreich gelegene Lager Gurs deportiert wurden. Dort starb Johanna Gottlieb, genannt Tante Hannchen, am 23. März 1941.

LAGER GURS Das sog. Auffanglager Gurs bestand aus 14 Abteilungen mit 382 Baracken die 24 Meter lang und 6 Meter breit waren. In einer Baracke konnten über 1800 Menschen untergebracht werden. Zwischen dem 5. April und Mitte Mai 1939 befanden sich bereits 19.000 Menschen im Lager.

Emil Gottlieb war von Beruf Metzger und Handelsmann. Er war mit Flora Haas verheiratet, die schon im Februar 1920 in Glan-Münchweiler verstarb. In der Pogromnacht wurde Emil mit seinen 81 Jahren von Nazihorden an seinem Bart aus seinem Haus gezerrt. Er wurde auf diese Weise zusätzlich gedemütigt und entrechtet. Emil starb am 19. September 1940, vier Wochen vor der Deportation seiner Schwester Johanna.

Mit Flora hatte Emil zwei Töchter: Hedwig und Irmina. Hedwig wurde 1899 in Ebernburg geboren und starb 1981 in den USA. Irmina wurde 1904 in Ebernburg geboren und starb 1993 in Bingen.

Irmina heiratete 1933 den Kaufmann Ludwig Koch aus Bingen. Sie wohnte aber weiterhin in ihrem Elternhaus hier in der Turmstraße, da Juden nur mit Juden leben durften und Ludwig evangelisch war. Irmina weigerte sich den Judenstern zu tragen und Ludwig und Irmina wollten sich nicht wie gefordert scheiden lassen. Das Ehepaar wohnte noch 1938 in Ebernburg, danach zogen sie Bingen in die Crohnstaße, der Bruder von Ludwig war SA-Mann und Irmina wurde nach mündlicher Überlieferung in einem katholischen Pfarrhaus im Raum Bingen bis 1945 versteckt. Irma Koch am 23.4.1993 in Bingen, das Ehepaar blieb kinderlos.

Hedwig heiratete 1926 in Ebernburg den Viehhändler Jakob Heymann. Sie bekamen zwei Kinder: Flora Margot Heymann wurde 1930 in Ebernburg und Rosa Irmgard Heymann 1937 ebenfalls in Ebernburg geboren.

Der Familie Heymann gelang die Emigration in die USA. Sie gelangten mit dem Schiff „STATENDAM“ von Rotterdam aus nach New York, wo sie am 22. August 1939 ankamen. Flora und Rosa gründeten in den USA eigene Familien.

Familie Gottlieb und Heymann wurden am 15. Februar 1947 als Opfer des Faschismus offiziell anerkannt.

Nach der Stolpersteinverlegung sprach der Kantor der Jüdischen Gemeinde, Alexander Zakharenko, das Gebet „El Male Rachamim“ Zu einem Abschluss mit Gedankenaustausch und einem kleinen Imbiss hatte Ortsvorsteherin Birgit Ensminger-Busse in den Amtshof von Stefan Köhl eingeladen.


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