BAD KREUZNACH. Die angespannte finanzielle Lage der Stadt Bad Kreuznach spitzt sich weiter zu. Um das über zwei Millionen Euro schwere Defizit der städtischen Bäderlandschaft mit dem Bäderhaus und den Crucenia Thermen zu verringern, plant die Stadtspitze die Einführung einer Bettensteuer sowie Erhöhungen der Parkgebühren und der Grundsteuer. Diese Pläne stoßen nun auf heftigen Widerstand.
Der Stadtvorstand und die Stadträte erhielten einen Brandbrief, unterzeichnet vom DEHOGA Rheinland-Pfalz, der IHK Bad Kreuznach und sämtlichen Hotels der Stadt. Darin fordern die Absender unmissverständlich die sofortige Rücknahme der geplanten Bettensteuer, und fordern die Stadt auf, das Bäderhaus und die Crucenia Thermen zu verkaufen. Zu den Unterzeichnern gehörte auch das Parkhotelm Kurhaus und das Hotel Fürstenhof, die sich in der Nachbarschaft der beiden Gebäuden befinden.
In einem energischen Pressegespräch erläuterte DEHOGA-Präsident Gereon Haumann die Gründe für die Ablehnung. Er betonte die schwierige Situation der Hotellerie und Gastronomie, insbesondere im Bereich der Übernachtungen, wo Rheinland-Pfalz derzeit den letzten Platz im bundesweiten Vergleich belegt.

Sichtlich verärgert kritisierte Haumann die Prioritätensetzung der Stadt: „Es kann nicht sein, dass man bei der Stadt nicht den Mut hat, an die heiligen Kühe zu gehen und diese schnellstens zu veräußern, um Geld zu bekommen. Stattdessen sollen die Hoteliers Geld liefern, um das Defizit zu bereinigen.“ Er bemängelte zudem, dass die zusätzlichen Einnahmen nicht dem Tourismus zugutekommen, sondern in die leere Stadtkasse fließen sollen.
Haumann zeigte sich auch enttäuscht darüber, dass die Betroffenen im Vorfeld nicht in die Entscheidungsfindung einbezogen, wurden: „Wir als DEHOGA haben unseren Landesverband in Bad Kreuznach. Es ist also kein weiter Weg.“ Seiner Ansicht nach fehle den Verantwortlichen in der Stadt eine zukunftsorientierte Vision.
Dem DEHOGA und den Unterzeichnern des Briefes ist bewusst, dass ein Verkauf des Bäderhauses und der Crucenia Thermen das „BAD“ für Bad Kreuznach in Frage stellen würde. „Was bringt uns BAD Kreuznach, wenn wir keine Gäste haben? Wir brauchen unternehmerischen Geist, wie wir es in eine gute Zukunft bringen. Die Stadt muss endlich in die Pötte kommen“, forderte Haumann.
Neben dem Verkauf der beiden touristischen Aushängeschilder plädiert der DEHOGA für die Auflösung der GuT (Gesellschaft für Gesundheit und Tourismus), deren Leistungen der Verband nach eigenen Angaben gerne entbehren kann. Haumann bot an, eine eigene Werbegemeinschaft zu gründen, die sich gezielt um die Tourismuswerbung der Stadt kümmert und in die die Hoteliers auch bereit wären zu investieren – unter der Bedingung, dass die Erlöse direkt in den Tourismus fließen und nicht im allgemeinen Haushalt versickern.

Kritische Fragen stellte der DEHOGA-Präsident auch zur Doppelstruktur in der Verwaltung: „Wie kann man in Stadt und Kreis zwei Jugendämter und zwei Familienämter unterhalten, wenn man in der Stadt kein Geld hat? Man muss die Treppe von oben nach unten kehren.“
Ob der DEHOGA juristische Schritte gegen die Bettensteuer einleiten wird, ist derzeit noch offen. Man setzt vorerst auf das Gespräch und hofft auf ein Entgegenkommen der Stadt. „Sprechenden Leuten kann geholfen werden. Ich bin optimistisch, dass wir keine Klage brauchen“, so Haumann abschließend. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die Stadt Bad Kreuznach auf die eindringlichen Appelle der Hoteliers und der IHK reagiert und eine gemeinsame Lösung im Sinne des Tourismus und der wirtschaftlichen Zukunft der Stadt gesucht wird.
