HACKENHEIM / IDAR-OBERSTEIN. Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) und der ukrainische Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk unterstrichen bei ihrem gemeinsamen Besuch in Rheinland-Pfalz die umfassende militärische und politische Unterstützung Deutschlands für die Ukraine. Nach einem Besuch der Artillerieschule in Idar-Oberstein trafen sich die Delegationen zu einem Umtrunk mit Abendessen im Bonnerheimerhof in Hackenheim.

Ausbildung, Trauma und regionaler Zusammenhalt
In der Artillerieschule Idar-Oberstein, wo seit Mai 2022 ukrainische Kräfte an modernen Waffensystemen ausgebildet werden, würdigte Klöckner den Kampfgeist der Soldaten. Sie hob die extreme psychische Belastung vieler Teilnehmer hervor: „Es kommen viele traumatisierte Soldaten, die dennoch für ihr Land kämpfen wollen.“ Stefantschuk zeigte sich beeindruckt, dass die Truppen leidenschaftlich Wissen erwerben, um für ihre Familien und ihr Land zu kämpfen.
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Der ukrainische Parlamentspräsident drückte seine tiefe Dankbarkeit für die Einladung in die „sehr besondere Region“ aus. Das Treffen in der Vinothek des Bonnheimerhofs fand in Anwesenheit lokaler Vertreter statt, darunter Landrätin Bettina Dickes und die Bürgermeister Marc Ullrich (VG Bad Kreuznach) und Markus Lüttger (VG Rüdesheim), was die breite Unterstützung in der Region unterstrich. Klöckner betonte, dass die deutsche Hilfe über Finanzhilfen hinausgehe und auch wechselseitigen Wissenstransfer umfasse.
Ukrainische Drohnen-Expertise für Europa
Für Erstaunen bei den Gäste sorgte Klöckners Hinweis auf die ukrainische Hilfe bei der Drohnenaufklärung in Europa. Angesichts vermehrter Drohnenvorfälle in Ländern wie Dänemark, Polen und am Flughafen München sei es nötig, im NATO- und Europa-Umfeld „so fix“ wie möglich zu werden. Die Ukraine sei durch den Krieg zwangsläufig zu einem Experten für russische Drohnen geworden und unterstütze nun im Gegenzug die europäischen Partner.
Im Gegenzug betonte Stefantschuk, dass sein Land seinen Partnern konkrete „Waffenwissenswerte“ aus dem realen Kriegsgeschehen teile. Er würdigte Deutschland als „Leiter“ der Unterstützung, dessen Waffen heute Leben von Ukrainerinnen und Ukrainern retteten.

Stefantschuk, der eine kräftezehrende 24-stündige Anreise hinter sich hatte, um direkt aus Kiew anzureisen, warnte eindringlich davor, dass Russland und Putin nicht an der ukrainischen Grenze stoppen würden. Er mahnte, die Aggression müsse in der Ukraine gestoppt und mit Einheit und Stärke zurückgedrängt werden.
Auch die parlamentarische Zusammenarbeit war Thema: Klöckner verwies auf die Herausforderung, eine demokratische Parlamentsarbeit mit Opposition unter Kriegsbedingungen aufrechtzuerhalten – ein Signal, das einen entscheidenden Unterschied zu Russland darstelle.
Der Austausch endete mit einem symbolischen Geschenk. Stefantschuk überreichte Klöckner ein Wein-Holzfass, das bei einem Bombenangriff im Juni 2023 in Nova Kakhovka beschädigt wurde, bei dem das zugehörige Weingut komplett zerstört wurde. Klöckner versprach: „Dieses Geschenk bekommt einen Ehrenplatz im Weingut bei meinem Bruder in Guldental“ und übergab ihrem Amtskollegen ihrerseits eine „Beziehungskiste“ mit regionalen Köstlichkeiten.
Die hohen Sicherheitsvorkehrungen für den knapp zweistündigen Besuch im Bonnheimerhof waren sehr hoch. Für die Anfahrt musste die Bundesstraße für den Konvoi von 10 Polizeimotorradfahrern und den Limousinen für ein paar Minuten gesperrt werden.
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