Projekt Digitale Bildungsprozesse für ältere Menschen
BAD KREUZNACH. Mit dem bundesweiten Projekt DiBiWohnen – kurz für „Digitale Bildungsprozesse für ältere Menschen in seniorenspezifischen Wohnformen der institutionalisierten Altenhilfe“ – wird digitale Teilhabe dort gefördert, wo sie oft am meisten gebraucht wird: in Einrichtungen, in denen Senioren leben. Ziel ist es, älteren Menschen den Zugang zu digitalen Medien zu erleichtern und sie im Umgang mit neuen Technologien zu bestärken.
Im Elisabeth Jaeger Haus (EJH), eine Einrichtung der Seniorenhilfe der Stiftung kreuznacher diakonie, stößt das Projekt auf große Begeisterung. Amina Galette, Koordinatorin der Sozialen Betreuung, bringt es auf den Punkt: „Das Projekt DiBiWohnen ist einfach große Klasse!“
Zum Projektabschluss hielten nun Diakonin Annette Stambke, Koordinatorin für die Ehrenamtlichen und für das „DiBiWohn-Café“, sowie Einrichtungsleiter Dr. Bernhard Müller einen Rückblick auf die vergangenen rund vier Jahre. Im Mittelpunkt standen regelmäßige Treffen, bei denen Wissenschaftlerinnen, Betreuungspersonal sowie Seniorinnen und Senioren zusammenkamen. Hier wurden Tablets, Apps und digitale Anwendungen nicht nur ausprobiert, sondern gemeinsam erlernt, diskutiert und weiterentwickelt. Die älteren Teilnehmenden übernahmen dabei eine aktive Rolle: Sie testeten neue digitale Lösungen im Alltag, gaben direktes Feedback – und entwickelten dabei zunehmend Selbstvertrauen im Umgang mit der digitalen Welt.
Was für die Menschen aus Forschung und Wissenschaft zu neuen Erkenntnissen und damit verbundenen Masterabschlüssen führte, bedeutet für die Senioren eine abwechslungsreiche und horizonterweiternde Bereicherung des Alltags. Seit drei Jahren treffen sich Interessierte im Elisabeth Jaeger Haus jeden Monat zum digitalen „DiBiWohn-Café“, wo sich insbesondere die beiden ehrenamtlichen „Technikbotschafterinnen“ Ingrid Oster und Illi Kohl engagieren. Die beiden Frauen haben über den gesamten Projektzeitraum regelmäßig an Video-Schulungen und -Konferenzen teilgenommen, um den eigenen Horizont zu erweitern. Die Kenntnisse im Umfeld von Tablet und Smartphone geben sie kompetent und geduldig an die Senioren weiter, die sich im Umgang mit Apps und Co üben. „Ich hatte in meinem Leben nie einen Computer“, berichtet der 79-jährige Klaus Gemünden. „Jetzt benutze ich ein Tablet für WhatsApp, um mit Verwandten im Kontakt zu bleiben, höre Musik oder mache Übungen zum Gedächtnistraining. Ich habe mein Tablet immer dabei.“
„Gewinn haben aber auch diejenigen, die nicht mehr selbständig die Geräte bedienen können“, erklärt Annette Stambke. „In den Gruppenstunden der Sozialen Betreuung geht die Kollegin mit motivierenden digitalen Anwendungen mit den Teilnehmerinnen auf Weltreise oder besucht deren Heimatorte in Gegenwart oder Vergangenheit. Bei Bewegungsspielen und Gesang von altbekannten Liedern sind alle, auch an Demenz erkrankte, begeistert dabei.“
Die Mitarbeitenden aus unterschiedlichen Forschungsprojekten, die immer mit neuen Impulsen kamen, hatten schnell verstanden, dass sie sich auf die Praxissituationen vor Ort einlassen mussten. „So entstand ein kreatives Geben und Nehmen auf Augenhöhe und viel soziales Miteinander in einem neuen Bereich. Mit dem bestehenden Pool an Ehrenamtlichen sowie einem neu hinzugestoßen ‚Digital-Botschafter‘ soll das Projekt weitergetragen werden“, so Annette Stambke. Sie lässt die Projektbeteiligten, die dem ganzen Elisabeth Jaeger Haus ans Herz gewachsen sind, nur ungern ziehen.
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