INGELHEIM. Wie können Menschen mit Behinderungen selbstbestimmt am kulturellen Leben teilhaben? Welche Freizeitangebote braucht es, damit Inklusion nicht nur ein Schlagwort bleibt? Und was kann Sport leisten, um Barrieren zu überwinden? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des dritten Fachtags Inklusion im Kreistagssaal in Ingelheim. Eingeladen hatte Yvonne Bless, die Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderungen des Landkreises Mainz-Bingen. Ziel der Veranstaltung war es, gemeinsam mit Fachleuten aus dem Kreisgebiet konkrete Empfehlungen und Ziele zur Weiterentwicklung des Aktionsplans Inklusion zu erarbeiten.
Insgesamt nahmen rund 45 Personen teil – unter ihnen Selbstvertreter, Vertreter aus den kommunalen Behindertenbeiräten, Mitglieder von Selbsthilfegruppen, Fachkräfte aus der Jugendpflege, Mitarbeitende von Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, Vertreterinnen und Vertreter von Beratungsstellen oder inklusiven Wohn- und Freizeitangeboten. Auch Mitarbeitende der Verwaltung sowie aus Sportorganisationen waren vertreten. Wie bereits bei den vorherigen Fachtagen zu den Themen Arbeit und Wohnen stand auch diesmal der Austausch auf Augenhöhe im Mittelpunkt – mit dem Ziel, vorhandene Strukturen zu stärken und gemeinsam neue Impulse zu setzen.
„Die Vielfalt unserer Gesellschaft spiegelt sich auch in der Freizeitgestaltung wider. Deshalb ist es unsere Aufgabe, kulturelle und sportliche Angebote so zu gestalten, dass alle Menschen gleichermaßen daran teilhaben können“, betonte Kreisbeigeordnete Almut Schultheiß-Lehn. Yvonne Bless gab einen Überblick über den aktuellen Stand in den Bereichen Kultur, Freizeit und Sport – und machte dabei deutlich: Trotz bestehender Angebote gilt es die drohende Vereinsamung von Menschen mit Behinderungen zu verhindern.
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Besonders sprachen die Teilnehmenden über die übergreifenden Querschnittsziele, die künftig stärker berücksichtigt werden sollen: Assistenzen und Lotsen müssen Menschen mit Behinderungen zuverlässig zur Seite stehen. Veranstaltungen sollen nicht nur barrierefrei zugänglich, sondern auch leicht verständlich sein. Safe Spaces – also geschützte Räume – müssen bei Veranstaltungen mitgedacht werden. Zudem ist eine bessere Erreichbarkeit entscheidend, sei es durch wohnortnahe Angebote oder durch Fahrdienste. Eine zentrale, übersichtliche Informationsplattform soll künftig alle relevanten Angebote bündeln und barrierefreie digitale Anmeldungen ermöglichen. Auch die Entlastung von Eltern, die stärkere Einbindung von Familien in die Angebotsgestaltung sowie die finanzielle Ausstattung durch Bund, Länder und Kommunen wurden als wichtige Anliegen benannt. Qualifizierungsmöglichkeiten für Betreuungskräfte müssen ausgebaut und ein kooperatives Netzwerk im Landkreis aufgebaut werden. Dabei gilt ein klarer Appell an alle Beteiligten: „Einfach machen!“

Die Ergebnisse des Tages fließen in die Fortschreibung des Aktionsplans zur Inklusion ein, dessen Grundlage bereits im Jahr 2010 gelegt wurde und der seit 2022 gezielt weiterentwickelt wird.
Der Landkreis Mainz-Bingen verfolgt mit dem Aktionsplan das Ziel, gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention in allen Lebensbereichen zu ermöglichen. Dazu zählen der barrierefreie Zugang zu kulturellen Einrichtungen, die Förderung inklusiver Sportangebote sowie die Entwicklung von inklusiven Programmen in der Jugend- und Erwachsenenbildung.