BAD KREUZNACH/MAINZ. Im Rahmen der Stiftungsprofessur, die die Bad Kreuznacher Sophia-Kallinowsky-Stiftung (SKS) an der Universitätsklinik Mainz finanziert, wurde jetzt ein 3D-Medikamentendrucker angeschafft – eine weltweite Premiere. Der 3D-Drucker kann Gummidrops produzieren, die Medikamente enthalten. Die Drops werden in die Wangentasche kleiner Patienten gelegt, damit deren Schleimhäute die auf ihren Krebs abgestimmten Medikamente (Zytostatika) aufnehmen können. Die Drops können mit Himbeer-Vanille oder Limonen-Geschmack versehen und genau auf das Gewicht der Patienten abgestimmt werden. Der fruchtige Geschmack steigert bei den Kindern die Bereitschaft, die für sie bestimmten Medikamente einzunehmen.

„Wir sind die ersten im Rahmen der Onkologischen Medizin, die einen solchen 3D-Medikamentendrucker nutzen können, um unsere Patienten mit Schluckbeschwerden besser zu versorgen. Gerade für Kinder und Erwachsene mit Schluckbeschwerden, für die eine Tablette zu groß wäre, ist dies eine hoffnungsvolle Alternative“, freut sich Professorin Dr. Alexandra Russo, die Inhaberin der SKS-Stiftungsprofessur für Translationale klinische Forschung in der pädiatrischen Hämato-Onkologie. Die Studie ist eine Kooperation der SKS mit der Kinderklinik, der Kinderonkologie und der Apotheke der Universitäts-Medizin. Dr. Marija Tubic-Grozdanis, die Leiterin der Studienabteilung der Apotheke, ist maßgeblich an der Umsetzung des Druckerzeugnisses beteiligt.
Der Name „SMILE“ fasst die englische Projektbeschreibung „Smart and individualized Medication in chILdren and Elderly based on 3D-printing technology” zusammen. Das “SMILE” könnte aber auch dafür stehen, dass viele Kinder ihre Medikamente nun mit einem Lächeln einnehmen werden.

Die Anschaffung des Gerätes, seine Inbetriebnahme und die damit verbundene „Gutenberg Smile Studie“ werden in den kommenden ein bis zwei Jahren rund 300.000 Euro erfordern. Deshalb wird die SKS auf weitere Spendengelder angewiesen sein.
Mit dieser Studie soll geprüft werden, wie die neuartige Arznei in Form von Drops von den kleinen Patienten akzeptiert wird. Hergestellt werden die Drops mit 3D-Drucktechnologie der Firma CurifyLabs in Helsinki, einem finnischen Start-up. Perspektivisch ergibt sich daraus die Option, personalisierte Medikamente in patientenindividueller Dosierung zu produzieren. Dadurch wird die Medikation sicherer, weil das Risiko zu hoher Dosierungen und deren Folgen sinkt.
Hintergrund: Das Verabreichen von Säften und Tropfen an Kinder ist schwierig. Mitunter werden diese ausgespuckt, weil der Geschmack den kleinen Patienten unangenehm ist. Aber ohne die Gabe von Säften oder Tropfen müssen eigentlich für Erwachsene zugelassene Tabletten in der Apotheke zerkleinert, mit Füllstoffen ergänzt und in Leerkapseln abgefüllt werden. Diese Kapseln werden dann von den Eltern geöffnet, um den Inhalt in Joghurt oder Apfelmus einzurühren und dann dem Kind zu verabreichen. Die Dosierung kann dabei ungenau sein, da ein Teil des Pulvers in den Kapseln verbleiben kann und die Verträglichkeit der Wirkstoffe mit den Nahrungsmitteln kaum untersucht ist. Mithilfe der Drops aus dem 3D-Drucker kann dieses Problem gelöst werden.
Weitere Informationen: http://www.ophia.foundation
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