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14. Januar 2025
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Landrätin Dickes im Interview: „Werde mein Tempo der letzten Jahre nicht verändern“

KREIS BAD KREUZNACH. Vor fünf Wochen fand die Landratswahl im Kreis Bad Kreuznach statt. Die Bürger haben entschieden, dass Amtsinhaberin Bettina Dickes (CDU) weitere acht Jahre im Amt bleibt. Wir trafen die Landrätin und sprachen mit ihr über den Wahlkampf und über Ihre bevorstehende neue Amtszeit.

Frau Dickes, es sind jetzt fünf Wochen seit Ihrem Wahlsieg vergangen.  Was ging in Ihnen hervor, als sie am Sonntag, 10. November um 19 Uhr, als 160 von 161 Stimmbezirke ausgezählt waren, die ersten Glückwünsche entgegennahmen?Bettina Dickes: „Ich habe mich gefreut. Ich bin mit solcher Leidenschaft Landrätin. Ich habe so viele Themen, die mich interessieren und die ich weiterbearbeiten möchte. Es war daher natürlich Freude und Erleichterung, dass ich meine Arbeit fortsetzen darf, das ich dazu das Vertrauen bekommen habe die Themen weiter zu bearbeiten.

Gibt es bezüglich des Wahlkampfs einen Unterschied zum Wahlkampf von 2017?„Es gab einen gravierenden Unterschied. Zum einen ist der Spagat gewesen, auf jeden Fall meine Arbeit nicht mit dem Wahlkampf zu vermischen. Das fand ich wirklich schwierig. Der zweite Punkt: Ich hatte keine Zeit. Ich hatte im letzten Wahlkampf Haustüren besucht. Ich hatte tagsüber verschiedenste Veranstaltungen und Gespräche. Das ging dieses Jahr alles gar nicht. Ich hatte täglich von 8 Uhr bis 20 Uhr meine Arbeit als Landrätin und habe dann das, was man Wahlkampf nennt, morgens um 5 Uhr oder abends um 20 Uhr gemacht. Die Zeit war nicht verfügbar. Und noch ein Unterschied zu 2017: Damals habe ich in die Zukunft geblickt und erklärt, was meine Vision als Landrätin wäre. Jetzt war ich gleichzeitig in Verantwortung. Da überlegt man schon doppelt und dreifach, ob die nette Idee auch wirklich umsetzbar ist – denn ich werde ja unmittelbar am nächsten Tag auch daran gemessen. Dementsprechend waren meine Aussagen und Ideen natürlich sehr geprägt von der Realität und dem Wissen der letzten Jahre. Das ist ein großer Unterschied.“

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Sie haben die Wahl mit 54,8 Prozent gewonnen. Wie im Sport sagt man, egal wie knapp, Hauptsache gewonnen. Sie hatten vor Dr. Katharina Dahm „4717 Stimmen Vorsprung“. Bei ihrer Erstwahl hatten Sie 58,7 Prozent. Können Sie sich einen Grund für diesen Rückgang erklären. Sie waren ja nicht nur zur Wahlkampfzeit präsent, sondern sieben Jahre.
„Ich habe mit zehn Prozent Vorsprung gewonnen. Das ist ein deutliches Zeichen. Natürlich kann man darüber diskutieren, ob noch ein besseres Ergebnis gewesen möglich gewesen wäre, ob ich vielleicht nicht alles mobilisieren konnte. Und natürlich bedeutete die Verantwortung der letzten Jahre auch, Entscheidungen zu treffen. Dass man damit nicht jeden gleichermaßen zufriedenstellen kann, ist wohl nachvollziehbar. Eine Entscheidung, die ich nach rechts treffe, passt links nicht und umgekehrt. Das ist mit Sicherheit auch ein Faktor. Und dann gibt es auch an der einen oder anderen Stelle Themen, mit denen ich überhaupt nichts zu tun habe. Die entweder nicht meinen Geschäftsbereich liegen oder sogar gar nicht in der Entscheidungskompetenz des Landkreises liegen. Aber die Unzufriedenheit im Allgemeinen ist dann da, und die wird dann auch gerne mal auf Amtspersonen projiziert.“

Die Wahlbeteiligung war mit 39,8 Prozent nicht gerade sehr hoch. Man hört, dass viele CDU-Anhänger nicht zur Wahl gingen, weil sie von ihrem Sieg überzeugt waren. Können Sie sich das vorstellen?
„Ich habe das auch gehört. Aber diese Analyse fehlt mir.“

Am Montag nach der Wahl haben sie keinen Ruhetag eingelegt und es ging direkt weiter mit Terminen unter anderem der Kreistagssitzung. Wird es jetzt für Sie auch etwas ruhiger werden, nach den Wahlkampfterminen?
„Ich mache meine Arbeit so gerne, dass ich eigentlich nicht vorhabe, mein Tempo zurückzufahren. Ich hatte am Sonntag nach der Wahl einen freien Tag eingelegt, was ganz außergewöhnlich für mich war. Darauf habe ich mich sehr gefreut. Und ich habe gerade vier Tage Urlaub mit meinem Mann gemacht, das hat gutgetan. Aber ansonsten habe ich nicht vor, an meinem Tempo der letzten Jahre etwas zu ändern.“

Ok, dann werden die Bürger sicherlich wieder an ihrem Leben teilnehmen, wenn sie es bei SocialMedia verfolgen. Apropos Social Media: Was sagen Sie zu den persönlichen Angriffen von Ihren Gegnern, wenn Sie etwas posten, wo Ihr Mann als Architekt nicht für ein Projekt der Kommune, sondern für ein Privatobjekt einen Auftrag ausführt. Dies war drei Tagen vor der Wahl der Fall gewesen.
„Das ist definitiv nicht meine Art von Wahlkampf. Ich habe es daher hier gehalten wir acht Jahre zuvor bei den Beleidigungen von Hans-Dirk Nies und nicht reagiert. Ganz konkret: Mein Mann baut als Architekt für private Auftraggeber. Das ist sein Job, und den gab es schon vor meiner Wahl vor acht Jahren. Ich tue das ganze mal als unschönes Wahlkampfgetöse ab.“

Ausruhen ist sicherlich nicht angesagt, es stehen ja einige Themen an, die bearbeitet werden müssen. Ich denke da gerade aktuell an das Krankenhaus Sankt Marienwörth.
„Das ist natürlich in erster Linie kein Kreisthema als solches. Wir sind nicht Träger des Krankenhauses. Es ist auch nicht Aufgabe des Landkreises, Krankenhausplanung zu machen. Aber natürlich ist es ein Thema, dass mich schon über ein Jahr beschäftigt. Ich habe viele Gespräche geführt und auch moderiert. Denn auch ohne originäre Zuständigkeit betrifft es ja die Menschen in unserem Landkreis. Die medizinische Versorgung ist wichtig. Ich hätte mir natürlich gewünscht, dass beide Krankenhäuser weiter so existieren können, wie sie das bisher getan haben. Aber wir wissen alle, dass das Krankenhaus Sankt Marienwörth in die Insolvenz gegangen ist, und damit ist die Entscheidungsfreiheit genommen. Es hätte auch schlechter ausgehen können. Jetzt wissen wir, die Diakonie übernimmt das Krankenhaus dort mit, und wird dann mit einem gestärkten Gesundheitsstandort ins Rennen gehen können. Was für die Menschen in der Region sicherlich ein sehr positiver Faktor ist, aber für die Mitarbeiter des Krankenhauses Sankt Marienwörth erst mal eine Umstellung ist, die auch Angst macht. Bei der man nicht weiß, ob das, was man sich aufgebaut hat, auch erhalten bleibt. Ich kann diese Ängste dort verstehen. Und es hätte auch nicht so kommen müssen, wenn eine andere Finanzierung von Krankenhäusern da wäre. Aber jetzt, unter den gegebenen Umständen, bin ich heilfroh, dass es weitergeht, und sich die Menschen im Landkreis darauf verlassen können, dass gute medizinische Versorgung gewährleistet bleibt.“

Sie sind ja auch Verwaltungsratsvorsitzende der Sparkasse Rhein-Nahe. Vor einigen Wochen wurde bekannt, dass das operative Ergebnis 2023 bei minus 84 Millionen Euro lag. Bekommt man da keine Bauschmerzen, wenn man solche Zahlen in den Sitzungen präsentiert bekommt?
„Die Arbeit als Verwaltungsratsvorsitzende ist sehr intensiv mit einem großen Zeitfaktor. Dass es ein wirklich schwieriges Jahr war, das haben wir als Sparkasse sehr deutlich gemacht. Das operative Geschäft ist jedoch nicht Aufgabe der Verwaltungsratsvorsitzende, sondern tatsächlich der Sparkasse als solcher. Aber natürlich sind wir als Aufsichtsgremium da.
Die gesamtwirtschaftliche Situation in Deutschland macht mir dabei große Bauchschmerzen. Und da wir als Sparkasse in den vergangenen Jahren sehr intensiv und auch erfolgreich im Bauträgergeschäft agiert haben, wurden wir natürlich von der Krise in der Bauwirtschaft auch besonders betroffen. Ich bin sehr optimistisch und habe ein ganz großes Vertrauen in unseren Vorstand, der die Situation sehr klug, sehr durchdacht managet. Wir haben einen Plan und dieser Plan heißt, wir gehen mit Optimismus in die Zukunft. Wir haben jetzt eine Delle, die lässt sich nicht wegdiskutieren, aber das ist eine temporäre Delle, und es geht stetig wieder aufwärts.“

Auf welche Themen freuen Sie sich in den nächsten acht Jahren in positiver und auch negative, wo sie einige Gedanken haben?
„Grundsätzlich freue ich mich, gestalten zu können. Ich bin ein grundpositiver Mensch. Wenn ich manchmal auch auf die Schwierigkeiten hinweise, dann habe ich dabei nie die Lust am Gestalten verloren, sondern ich will die Dinge machen. Wenn ich über das Thema Ganztagsfördergesetz oder Ferienbetreuung für alle Kinder spreche und sage, das sind wahnsinnige Herausforderung, dann ist trotzdem mein Anspruch, es richtig gutzumachen, im Sinne der Kinder und im Sinne aller Beteiligten. So geht es mir bei den meisten Themen. Ich sehe sowohl Herausforderungen, die nehme ich wahr, aber ich habe auch eine unglaubliche Freude, Dinge dann auch zu bewegen und zu gestalteten. So wie vor Jahren beim Thema Corona: Das war eine unglaublich belastende und anstrengende Situation, aber es war ein befriedigendes Gefühl, diese so gut wie möglich gestalten zu können.

Ein großes Thema der nächsten Jahre ist das Thema Kindertagesstätten, an dem ich sehr intensiv arbeite. Das Thema Ganztagsfördergesetz, Weiterentwicklung unserer Schulen, um diese auch in baulicher Form auf Vordermann zu bringen, aber auch Räumlichkeiten zu schaffen für neue pädagogische Konzepte. Darauf freue ich mich und habe richtig Lust dazu. Ich würde gerne das Thema Wirtschaftsförderung, Weiterentwicklung von Gewerbegebieten weiterkommen, um auch hier Wirtschaft zu halten und Arbeitsplätze zu sichern. Das Thema Eingliederungshilfe ist ein großes Thema, mit dem ich mich in den letzten Jahren, was das Thema Kinder betrifft, intensiv auseinandergesetzt habe. Aber das ist ein Thema, da möchte ich noch viel mehr reingehen. Und auch hier gestalten. Denn wir sind ein Landkreis, in dem viel Fachkompetenz in dieser Richtung „Menschen mit Beeinträchtigungen “ ist, aber es ist auch ein riesiger Kostenfaktor. Die Frage muss man sich sehr wohl stellen. Wir zahlen immer mehr und mehr. Das Gefühl bei den Menschen mit Beeinträchtigung ist aber, es kommt eigentlich weniger an. Das ist ein Punkt, an dem ich rangehen möchte. Dass wir wirklich den Menschen gerecht werden, ohne den Kreis in den finanziellen Ruin zu treiben. Bei den Mitarbeiterweiterentwicklungen sind wir positiv aufgestellt. Es gibt viele Punkte, ich freue mich auf jeden Fall darauf. Und seien wir doch mal ehrlich: Wir wissen heute noch nicht, was in zwei Jahren an Herausforderungen auf uns zukommt. Und darauf habe ich Lust, genau die zu managen. Was auch immer es ist.“

In elf Tagen ist Weihnachten. Was haben Sie auf dem Wunschzettel stehen? Welche Wünsche haben Sie als Landrätin?
„Ich hoffe auf ein gesundes Enkelkind im Mai, diesen Wunsch lege ich schon mal unter den Christbaum. Ich hoffe, dass wir das Thema gesellschaftlicher Zusammenhalt gut hinbekommen werden. Dazu gehört für mich die Offenheit, auch in allen Menschen zu sprechen und so die Spaltung der Gesellschaft etwas zu mildern. Und dann wünsche ich mir eine stabile Bundesregierung, die die Wirtschaft des Landes in den Blick nimmt.

Haben Sie auch einen privaten Wunsch?
„Ein bisschen Zeit für mich und für meinen Garten.“

Vielen Dank und alles Gute für die nächsten acht Jahre in ihrem Amt als Landrätin.


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