KREIS BAD KREUZNACH / KREIS BIRKENFELD. Am kommenden Montag, 16. Dezember, wird Bundeskanzler Olaf Scholz die Vertrauensfrage im Bundestag stellen. Sollte ihm das Vertrauen entzogen werden, dann sind die Bürger am 23. Februar 2025 aufgerufen, einen neuen Bundestag zu wählen.
In den letzten Tagen haben die Parteien im Wahlkreis 200 in den Landkreisen Bad Kreuznach und Birkenfeld ihre Kandidaten für die Wahl gewählt.
Patrick Bruns (FDP)
Mit 23 Ja und einer Nein-Stimme wählten die FDP-Mitglieder am Mittwoch den 40-jährigen Fabian Bruns zum Bundestagskandidaten. Bruns ist ein Politiknewcomer. Vor zwei Jahren trat er bei den Liberalen ein und wurde bei der Kommunalwahl im Juni in den Bad Kreuznacher Stadtrat gewählt. Der gelernte Banker ist als Vermögensverwalter tätig und für ihn ist es wichtig, dass die FDP jetzt weiter nach vorn schaut, um auch weiterhin eine Relevanz zu haben.
Um etwas bewegen zu können, müsse laut Bruns mehr Dynamik in die Politik gebracht werden. Bis zum Wahltag am 23. Februar sei es jetzt notwendig, mit vielen Personen ins Gespräch zu kommen.
Für den FDP-Kreisvorsitzenden Thomas Bursian ist der Wahltag eine Chance für eine wahre Wende. „Die Bürger wollten diese Ampel nicht mehr. Darunter litt die liberale Basis und der ewige Streit nervte. Was man der FDP vorwerfen kann, ist, dass sie zu lange an der Hoffnung auf ein Funktionieren dieser Koalition festgehalten hat“, so Bursian.
Regine Kircher (Grünen):
Für die Grünen geht Regine Kircher ins Rennen um ein Bundestagsmandat. Hier unserer Bericht vom 25. November.
Julia Klöckner (CDU):
Es sind politisch und gesellschaftlich bewegte Zeiten. Und in diesen haben sich die Delegierten der beiden CDU-Kreisverbände Birkenfeld und Bad Kreuznach in Kirn zu ihrer Wahlkreisvertreterversammlung getroffen. Auf der Tagesordnung: die offizielle Nominierung ihrer Bundestagskandidatin für die anstehende Wahl.
In geheimer Wahl bekam Julia Klöckner 100 Prozent Zustimmung. Auch der CDU-Landes- und Fraktionsvorsitzende Gordon Schnieder MdL kam, um seine ehemalige Landtagskollegin Julia Klöckner zu unterstützen. „Wählt die Julia, denn eine wie sie brauchen, wir in Berlin“, so der Eifeler Politiker.
Julia Klöckner machte in ihrer Bewerbungsrede deutlich, warum sie erneut antritt: „Ich möchte unsere Heimat weiterhin mit starker Stimme in Berlin vertreten. Haltung, Herz und Heimat – das gehört für mich zusammen. Wir wollen mit der Union stärkste Kraft werden und Deutschland wieder nach vorn bringen. Denn in den vergangenen Jahren unter der Ampelregierung ist viel kaputtgegangen.“ Die wirtschaftspolitische Sprecherin der Unionsfraktion wies auf die schwierige wirtschaftliche Lage im Land hin. Drohender Arbeitsplatzverlust, die abnehmende innere Sicherheit und die Zuspitzungen in den Diskussionen seien Themen, die die Christdemokraten umtreiben. Und weiter: „Wir müssen mehr Verständnis für die Menschen in kleinen Städten und bei uns auf dem Land haben. Berlin ist da oft eine Blase. Deshalb bringe ich immer wieder die Beispiele aus unserer Region im Bundestag mit ein.
Auch die Änderungen im neuen Wahlrecht waren Thema. „Die Erststimme für die Kandidatin zählt nur dann wirklich, wenn auch genügend Zweitstimmen für die CDU angekreuzt sind. Also eine klare Absage an das Splitten der beiden Kreuze auf unterschiedliche Parteien. Die Ampel hat mit ihrem neuen Wahlrechtsgesetz auch dafür gesorgt, dass sogar nicht mehr jeder Wahlkreissieger automatisch den Wahlkreis im Bundestag vertreten darf. Selbst wenn der Wahlkreis gewonnen wird, kann es sein, dass die Person dennoch nicht in den Bundestag einzieht, auch nicht mit vorderem Platz auf der Landesliste. Damit schwächt die Ampel die regionale Verwurzelung und entwertet das Direktmandat.
Deshalb heißt die klare Botschaft: Doppelstimme für Julia Klöckner und CDU. Am Ende stimmten die Delegierten einstimmig, dafür, dass Julia Klöckner MdB als ihre Kandidatin für die vorgezogene Bundestagswahl in das Rennen gehen und das Direktmandat im Wahlkreis gewinnen soll.“, so Klöckner.
Jürgen Locher (Die Linke)
Mit Jürgen Locher schickt die Partei Die Linke einen erfahrenen und engagierten Politiker ins Rennen. Locher, der seit über drei Jahrzehnten in Bad Kreuznach lebt, bringt eine beeindruckende berufliche und politische Laufbahn mit, so steht er für eine sozial gerechte, friedensorientierte und nachhaltige Politik.
Jürgen Locher wurde 1961 in Hettenrodt im Kreis Birkenfeld geboren und wuchs in einer großen Familie mit zwölf Geschwistern auf. Nach seinen Berufsausbildungen zum Schreiner und Werkzeugmacher war er 34 Jahre als Qualitätsprüfer in der Kfz-Zulieferindustrie tätig. Seit seinem Eintritt als junger Mann in die Deutsche Friedensgesellschaft (DFG/VK) ist er politisch aktiv. Seit 1994 ist Locher Mitglied der Partei Die Linke und für diese seit 2009 Stadtratsmitglied in Bad Kreuznach. Neben seiner politischen Arbeit engagiert er sich in der IG Metall und dem Deutschen Gewerkschaftsbund sowie in kulturellen und sozialen Netzwerken. Die Linke legt besonderen Wert auf soziale Gerechtigkeit und die Würde der Menschen.
Ein weiterer Schwerpunkt seiner Politik ist die Friedensarbeit. Locher kritisiert die zunehmende Militarisierung der Außenpolitik und setzt sich für diplomatische Lösungen internationaler Konflikte ein. Er verweist dabei auf die Kriege auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und den Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 auf Israel und die sehr unstabile Lage im Nahen Osten, die aus seiner Sicht durch Waffenlieferungen nicht gelöst, sondern verschärft werden. „Frieden ist nur durch Dialog und Verständigung möglich, nicht durch Eskalation“, so Locher.
Auch in der Wirtschafts- und Sozialpolitik setzt er auf klare Reformen. Er fordert eine stärkere Besteuerung von Kapitalerträgen und eine gerechte Verteilung des Wohlstands.
Sein Engagement für soziale Solidarität zeigt sich auch in seinem Umgang mit Zuwanderung. Locher betont, dass Schutzsuchende in Deutschland willkommen sein müssen. Er plädiert für eine gerechte Weltwirtschafts- und Klimapolitik, um die Ursachen von Flucht und unfreiwilliger Migration anzugehen.
Im Wahlkreis Bad Kreuznach sieht Locher besondere Herausforderungen. Er hebt die Bedeutung eines gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehrs, schneller Internetverbindungen und hochwertiger Bildungsangebote hervor. Auch die Förderung des Tourismus und des Gesundheitswesens liegen ihm am Herzen. „Unsere Region hat enormes Potenzial, das wir nutzen sollten, um die Lebensqualität für alle zu steigern“, so Locher abschließend.
Dr. Joe Weingarten
Nachdem Joe Weingarten erstmals 2019 für die zurückgetretene Andrea Nahles in den Bundestag einzog und er gegen Julia Klöckner die Wahl 2021 mit 33 Prozent zu 29 Prozent gewonnen hatte, stehen die Genossen voll hinter Weingarten.
Der Abgeordnete ist bekannt für seine klaren Worte, auch wenn diese nicht jedem in der eigenen Partei gefallen. „Dass ich ehrlich meine Meinung sage, ist auch immer wieder eine Herausforderung für meine Partei“, so Weingarten.
„Ein Deutschland mit mehr Sicherheit, hoher sozialer Gerechtigkeit, effektiverem Klimaschutz, offen für technische und wirtschaftliche Innovationen, mit Respekt und Raum für unterschiedliche Lebensmodelle“, dafür plädierte Weingarten bei der Wahlkreiskonferenz. Bei der Wahl stimmten von 63 Mitgliedern 61 Mitglieder mit Ja.