KREIS BAD KREUZNACH. Am vorletzten Wochenende hat sich eine Gruppe von Frauen aus Bad Kreuznach und Umgebung im Seminar „(Un)politische Mütter – (un)politische Töchter – der lange Weg der Töchter in die Politik“ mit ihrer politischen Sozialisation aus der MütterTöchter-Perspektive auseinandergesetzt.
Die Initiative der AsF und das Engagement des Vorsitzendenteams Dr. Christa Schneider und
Daniela Bartkus-Börder, ein solches frauenpolitisches Seminar mit hochrangigen Referentinnen zu organisieren, stießen auf große Anerkennung. „Wir erhoffen uns von solchen Workshops mehr politisches Selbstvertrauen und damit den Mut, politische Ämter anzustreben“, erklärten Dr. Christa Schneider und Daniela Bartkus-Börder.
Die Seminarleiterinnen Franka Leverenz und Dr. Martina Trümper lenkten den Blick der Teilnehmerinnen auf die weibliche Sozialisation in der Geschichte. „Das überhöhte Mutterbild in der Gesellschaft lässt sich auf die 5000-jährige Geschichte des Patriarchats zurückführen, das die Rolle der Frau auf die Mutter in Haus und Familie festgelegt hat“, erklärte Leverenz. Trümper ergänzte: „Diese Rolle wurde uns Frauen in der Zeit der Hexenverbrennungen und im Nationalsozialismus traumatisch eingepflanzt und wirkt trotz wesentlicher Fortschritte bis in die Gegenwart.“
Aktuelle Stellenangebote finden Sie auf unserer Seite “Stellenangebote” bei Nahe-News – KLICK MICH!
Das Gedankengut des nationalsozialistischen Frauen- und Mutterbildes findet sich heute in Programmen rechtsextremistischer Organisationen und Parteien wieder. So hieß es im Programm der NPD in Mecklenburg-Vorpommern 2006: „Die Familie ist Träger des biologischen Erbes. (…) Die Leistung der Hausfrau und Mutter ist mit keiner Arbeitsleistung anderer Berufe zu vergleichen (…)“. Die AfD fordert in ihrem Europawahlprogramm 2024, dass die „Gleichstellung der Geschlechter“ unter Berücksichtigung ihrer „unterschiedlichen Identitäten, sozialen Rollen und Lebenssituationen“ erfolgen soll, was etablierte Strukturen wie Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte in Frage stellt.
Das Seminar verwies auf die Möglichkeit, sich auf die Kraftquellen der weiblichen Geschichte zu besinnen. „Frauen trugen in matriarchalen Gesellschaften Werte von Gleichheit, Fürsorge und Frieden“, betonte eine Referentin. Diese Gesellschaften waren geprägt von natürlicher weiblicher Autorität. „Mit diesen Wurzeln können sich Frauen heute wieder verbinden“, so eine Teilnehmerin, „ebenso mit den vielen Frauen, die innerhalb patriarchaler Strukturen für ihre Selbstbestimmung und Gleichberechtigung kämpften und kämpfen.“
Am Ende der Veranstaltung resümierten die Teilnehmerinnen, dass sie mehr Klarheit in ihrer Frauen- und Mutterrolle erhalten und Verständnis für sich als Tochter und ihre Töchter gewonnen haben. „Wir wertschätzen den Raum, der uns ‚geschenkt‘ wurde, um die eigene Lebensgeschichte aus frauenpolitischer Sicht zu bearbeiten und den Blick über die individuelle Rolle und Biographie hinaus zu weiten“, fasste eine Teilnehmerin zusammen. Dr. Christa Schneider und Daniela Bartkus-Börder, die die Tagung organisiert haben, betonten die Bedeutung solcher Seminare.
„Es ist wichtig, dass Frauen ihre eigene Geschichte kennen“, sagte Dr. Schneider. D. Bartkus-Börder fügte hinzu: „Wir danken dem Ministerium für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz für die finanzielle Förderung, die diese Veranstaltung möglich gemacht hat.“
