BAD KREUZNACH. So voll wie am Dienstag sieht man den Kornmarkt eigentlich nur am Altweiberdonnerstag. Grund war die Kundgebung „Demokratie verteidigen – Bad Kreuznach gegen Rechts“, die von dem Bad Kreuznacher Stadtratsmitglied Stefan Butz von der Partei „Progressives Bad Kreuznach“ organisiert wurde. Über 2500 Personen, darunter auch viele Kinder und Jugendliche, waren dem Aufruf gefolgt, um gegen Rechtsextremismus, die AfD sowie antisemitisches Gedankengut und Neonazis zu protestieren. Viele Teilnehmende brachten Schilder und Banner mit, um auf ihre Ängste hinzuweisen.
Den Anfang der 20 Redner machte der Bad Kreuznacher Oberbürgermeister Emanuel Letz. „Bad Kreuznach steht für Offenheit, Vielfalt und Toleranz“.
Landrätin Bettina Dickes zeigte sich über die große Resonanz erfreut, um nach ihren Worten das Gute, nämlich die Demokratie und Menschenwürde, zu verteidigen. „Hier sind die, die keinen Rassismus wollen und keine Menschenverachtung. Es tut gut zu sehen, dass man damit nicht alleine ist. Wir sind viele. Und wir, das bin auch ich. Ich stehe hier für unsere Demokratie und für die Menschenrechte. Und ich werde immer aufstehen, wenn diese Menschenrechte mit Füßen getreten werden und Menschenverachtung ins Spiel kommt“, so Dickes.
Als die Landrätin in ihrer Rede aber auch das Thema ansprach, dass viele Leute Angst vor der Zuwanderung, einer Wirtschaftskrise oder dem Heizungsgesetz haben dem man Angst um sein Eigenheim hat die Bürger ihren Unmut über das Wählerkreuz kundtun würden, wurde sie von einer großen Menge ausgebuht. Bettina Dickes: „Demonstrationen wie hier und heute sind dann erfolgreich, wenn das Staatsvertrauen wächst und die Politikverdrossenheit verschwindet, wenn wir nicht immer mehr und mehr Menschen im System verlieren.“
Für den SPD-Landtagsabgeordneten Michael Simon ist es wichtig, dass der „braune Terror“ sich niemals wiederholt. Michael Simon: „Wir sehen heute die Parallelen zwischen den Nazis von damals und den Rechtsextremisten von heute: Demokratieverachtung, Verschwörungslügen, Antisemitismus und Rassismus, Hass auf Minderheiten und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Diejenigen, die sich zu diesem widerlichen Treffen bei Potsdam im November 2023 getroffen haben, haben bewusst historische Parallelen zur Nazi-Zeit gesucht. Wenn man eine solche Analogie der Menschenverachtung sucht, dann muss auch das angemessene Wort für die Beteiligten benutzt werden: Faschisten! Es ist gut, dass dieses schändliche Zusammentreffen von AfD-Vertretern, Identitärer Bewegung, der sogenannten Werteunion, mit finanzkräftiger Unterstützung viele im Land wachgerüttelt hat“. Erfreut zeigte sich Simon, dass Bad Kreuznach mit der Kundgebung ein klares Zeichen setzt. „Wir hängen an unserer Demokratie, wir wissen sie zu schätzen und zu schützen. Wir sind viele, wir sind mehr als die rechten Menschenfeinde, denen die gleiche Würde des Menschen egal ist, die hetzen, spalten und diskriminieren“, so Simon.
Der SPD-Landtagsabgeordnete Markus Stein freute sich sehr, dass die Zivilgesellschaft aufsteht und sich hier klar positioniert. „Der Landkreis Bad Kreuznach zeigt, wofür er steht: für Toleranz, Gerechtigkeit, Demokratie und vor allem gegen Hass und Hetze“, so Stein. Aber er machte in seiner Rede auch klar, dass es Zusammenhalt über Parteigrenzen hinweg braucht. „Als Abgeordneter in unserer Region stehe ich an der Seite aller Menschen, die sich für unsere freiheitliche Demokratie und unseren Rechtsstaat einsetzen. Lasst uns gemeinsam für mehr Sachlichkeit, für mehr Vernunft und für mehr Vertrauen in die Politik arbeiten. Auch wir als aktive Politik müssen hier einen klaren Beitrag leisten“, so Stein.
King Karl Bodtländer, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) des Kreises, bezeichnete die zuletzt vom Netzwerk Correctiv enthüllten Deportationspläne der AfD als „widerwärtig“. Da an diesem Treffen auch CDU-Mitglieder teilgenommen haben, forderte er die CDU auf, diese aus der Partei zu werfen.
Für die musikalische Untermalung der Kundgebung sorgte die Guldentaler Musikband „Westwind“.