Aufnahme für gefährdete Kinder und Jugendliche
BAD KREUZNACH. Oft muss es ganz schnell gehen: Wenn Kinder sich in einer akuten Krisensituation befinden oder durch Gewalt oder Vernachlässigung gefährdet sind, greifen die Mitarbeitenden vom Jugendamt zum Telefonhörer und machen sich auf die Suche nach einer geeigneten Unterbringung. Gefragt sind dann eine Wohngruppe oder auch Bereitschaftspflegeeltern, wo die betroffenen Jungen und Mädchen ad hoc aufgenommen werden und Schutz finden, sogenannte Inobhutnahme-Plätze.
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„Bereits seit geraumer Zeit berichten Jugendämter über die Schwierigkeit, geeignete Plätze für gefährdete Kinder und Jugendliche zu finden. Mit den Jugendämtern von Stadt und Kreis haben wir die Eröffnung einer Inobhutnahmegruppe abgestimmt, um hier Abhilfe zu schaffen“, sagt Sonja Orantek, Leiterin der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Bad Kreuznach (KJF) der Stiftung kreuznacher diakonie. „Es war allerdings schwierig, eine geeignete Immobilie zu finden.“

Neben einem Haus hat sich nun auch ausreichend Personal gefunden: Die Inobhutnahmegruppe ist eröffnet und die ersten Kinder sind eingezogen. Das Besondere: „Wir arbeiten von Beginn an inklusiv, das heißt, auch Kinder mit einer geistigen oder seelischen Behinderung können wir aufnehmen“, unterstreicht die Diplom-Pädagogin. Viele der Mitarbeitenden haben im Umgang mit Menschen mit Behinderung bereits sehr gute Kompetenzen mitgebracht, andere erhalten entsprechende Schulungen.
Teamleiterin Salem Yemane, studierte Erziehungswissenschaftlerin, freut sich, dass nach der langen Vorbereitung die ersten Kinder ein- und auch schon wieder ausgezogen sind: „Wir müssen sehr flexibel sein. Wenn das Telefon klingelt, wissen wir nie, wer kommt. Wir lernen uns kennen und schauen, wie die Kinder gestrickt sind. Ich freue mich sehr auf diese Diversität und Vielfalt – jeder Tag ist anders.“ Die Gruppe ist ein vorübergehender Schutzraum für die Kinder und Jugendlichen. Sie bleiben solange, bis Eltern, Kinder und die Mitarbeitenden des Jugendamtes eine geeignete Perspektive für sie gefunden haben.