MAINZ/RHEINLAND-PFALZ. Der rheinland-pfälzische Kita-Fachkräfteverband hat dem neuen Bildungsminister, Sven Teuber (SPD), zu seinem Amtsantritt gratuliert und gleichzeitig einen dringenden Appell für eine grundlegende Kurskorrektur in der rheinland-pfälzischen Kita-Politik ausgesprochen.
In einem offenen Brief betont der Verband die Notwendigkeit, die Perspektive der Kita-Fachkräfte bei politischen Entscheidungen stärker zu berücksichtigen. „Als Expertinnen und Experten des Kita-Alltags ist es uns ein großes Anliegen, dass politische Entscheidungen nicht über unsere Köpfe hinweg getroffen, sondern die konkreten Auswirkungen auf Kinder und Fachkräfte in den Mittelpunkt der Überlegungen gestellt werden“, heißt es in dem Schreiben.
Der Verband kritisiert, dass die seit Jahren propagierten Ziele der Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit im Kita-Bereich in Rheinland-Pfalz bisher nicht erreicht wurden. Aktuelle Daten des Bertelsmann Ländermonitors der frühkindlichen Bildungssysteme belegen, dass 75,1 % aller Kita-Kinder in Rheinland-Pfalz mit einem nicht kindgerechten Personalschlüssel betreut werden. Damit liegt das Land deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 64,2 % und belegt den letzten Platz unter den westdeutschen Bundesländern.
Der Kita-Fachkräfteverband erinnert an die Bedeutung frühkindlicher Bildung als Fundament des Bildungssystems und verweist auf Bildungsforscher wie Kai Maaz und Aladin El Mafaalani, die Investitionen in frühe Bildung als gesellschaftlich höchst rentabel einstufen und als maßgeblichen Beitrag zu Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit sehen.
Hinsichtlich des vom Minister genannten Ziels der „Verlässlichkeit“ in rheinland-pfälzischen Kitas weist der Verband darauf hin, dass Fachkräftemangel und unzureichende räumliche Voraussetzungen vielerorts dazu führen, dass Einrichtungen die vorgesehenen Kinderzahlen nicht aufnehmen können, Öffnungszeiten kürzen oder Notgruppen einrichten müssen. Dabei betont der Verband, dass Quantität und Qualität Hand in Hand gehen müssen: „Es muss den Kindern gutgehen in der Kita!“
Abschließend äußert sich der Verband zuversichtlich, dass auch wenn die vielfältigen Probleme nicht über Nacht gelöst werden können, schrittweise Verbesserungen mit dem entsprechenden politischen Willen jederzeit möglich seien. Jede qualitative Verbesserung werde den Kita-Kindern, Eltern und Fachkräften in Rheinland-Pfalz die Hoffnung geben, dass ein bedarfs- und kindgerechtes frühkindliches Bildungs- und Betreuungssystem „in nicht allzu ferner Zukunft Realität werden kann.“
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