„Hier wird Nächstenliebe aktiv, empathisch und mit viel Enthusiasmus gelebt“
BAD KREUZNACH. Der Landtagsabgeordnete Michael Simon hat die Interkulturelle Gemeinde Bad Kreuznach besucht und sich vor Ort ein Bild vom Projekt „Aktiv für Flüchtlinge 2.0“ gemacht. Pfarrerin und Projektleiterin Annalena Prott, die stellvertretende Projektleiterin Samira Hashemi sowie ehrenamtlich Tätige stellten ihm die vielfältigen Aktivitäten des Projekts vor.
Aktiv für Flüchtlinge 2.0“ unterstützt geflüchtete Menschen in Bad Kreuznach auf vielfältige Weise. Das Projekt wird aus Mitteln der Europäischen Union (AMIF), des Landkreises sowie der Stadt Bad Kreuznach und Mitteln der Ev. Kirche gefördert. Das Angebot reicht von Unterstützung beim Sprachenlernen für Kinder und Erwachsene, über Begleitungen zu Behörden und Ärzten, bis hin zu Unterstützung über unterschiedliche Projektmaßnahmen wie beispielsweise Unterstützung bei der Wohnungssuche bis hin zu Frauengruppen. Freizeitaktivitäten wie Stadtführungen, Feste oder Einladungen von integrativen Institutionen wie den VfL Bad Kreuznach 1848 e.V. oder den Beiräten für Migration und Integration ergänzen die Projektmaßnahmen und erleichtern zusätzlich die Integration.
Ein zentrales Element des Projekts ist das Bon-Café, das jeden Mittwoch von 14.30 bis 17.00 Uhr im Dietrich-Bonhoeffer-Haus stattfindet. Hier kommen Geflüchtete und Einheimische in lockerer Atmosphäre zusammen, um sich auszutauschen und zu vernetzen. Darüber hinaus betreibt die Interkulturelle Gemeinde eine Fahrradwerkstatt, in der gespendete Fahrräder instandgesetzt und Geflüchteten gegen eine kleine Spende zur Verfügung gestellt werden.
Pfarrerin Prott und ihr Team berichteten eindrucksvoll von gelungener Integration. „Aber über solche Erfolge wird in den Medien weniger berichtet“, bedauerte Prott. Dennoch sei der Weg zur Integration oft beschwerlich und werde durch bestehende Gesetze unnötig verlängert. „Es kommt nicht selten vor, dass sich ein Geflüchteter um Integration bemüht, aber bei der Wohnungssuche, der Arbeitssuche oder auf Ämtern nicht weiterkommt. Oft zeigt sich aber, dass Dinge leichter werden, wenn eine von uns begleitet“, berichtete eine ehrenamtliche Mitarbeiterin. Sehr positiv ist, dass das Projekt intensiv ehrenamtlich unterstützt wird und auch zu Beginn dieses Jahres wieder neuen Zulauf von engagierten Ehrenamtlichen erfahren hat.
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Für Pfarrerin Prott und ihr Team ist Integration nicht nur eine gesellschaftliche, sondern auch eine politische Aufgabe. Insbesondere „Rückweisungen von gut integrierten Menschen“ kann sie nicht nachvollziehen. Auch die Bürokratie sei viel zu umfangreich. Sie fordert von der Politik zudem eine klare Botschaft an die Bürgerinnen und Bürger: „Deutschland kann sein jetzt bereits starkes sowie zukünftig noch angespannteres Fachkräfteproblem ohne Förderung und Integration von Geflüchteten sowie fachkundig angeworbenen Menschen in Zukunft nicht lösen. Wenn wir das endlich anerkennen würden, ließen sich notwendige und wichtige Wege für eine gesicherte Zukunft gestalten – und damit auch ein wichtiger Faktor für den Wohlstand unseres Landes.“
Michael Simon war sich mit allen Beteiligten einig, dass das Thema Flucht Deutschland weiterhin beschäftigen wird, da Kriege, Verfolgung und der Klimawandel unverändert Menschen zur Flucht zwingen werden. Aus seiner Sicht bedarf es eines Integrationskonzeptes für den Kreis Bad Kreuznach. „Es muss einen klaren und tragfähigen Fahrplan für Menschen geben, die sich hier integrieren wollen, aber auch klare Regeln für eine schnelle Abschiebung von Flüchtlingen, die hier kriminell werden.“
Wie viele andere Projekte ist auch „Aktiv für Flüchtlinge 2.0“ auf Unterstützung angewiesen. Die Finanzierung ist bis 2026 gesichert, aber neue Anträge sind derzeit nicht möglich, erfuhr Simon. Und es sei unklar, wie es in 2027 weitergeht. Für den Landtagsabgeordneten Michael Simon ist das nicht tragbar: „Integration ist ein Marathon, der Planungssicherheit braucht, damit alle Beteiligten ihre Ziele erreichen können.“
Das Projekt-Team bemängelte zudem, dass es viel zu wenige Sprachkurse im Kreis Bad Kreuznach gäbe. Hier müsse dringend nachgebessert werden, um nachhaltige Integration zu gewährleisten.
Simon lobte das Engagement der Ehrenamtlichen und zeigte sich beeindruckt von der wertvollen Arbeit, die einen wichtigen Beitrag zur Integration von Geflüchteten in Bad Kreuznach leistet. „Dieses Projekt ist ein tolles Beispiel für gelebte Solidarität. Mein großer Dank gilt allen, die sich mit Herz und Tatkraft für Integration einsetzen.“