
KREIS BAD KREUZNACH. Am 23.Juni 2017 wurde Bettina Dickes zur Landrätin des Kreises Bad Kreuznach ernannt. Ihre Amtszeit begann am 1. Juli 2017. In wenigen Wochen hat sie die erste Halbzeit ihrer Amtszeit vollbracht. Wir trafen uns mit ihr zum Halbzeitinterview auf ihrem Anwesen vor der neu errichteten Freizeitoase „Bullerbü“.
Frau Dickes, in wenigen Wochen haben Sie Halbzeit und sind 4 Jahre Landrätin des Kreises Bad Kreuznach. Können Sie die 4 Jahre in einem Satz beschreiben?
Bettina Dickes: „Toll! Es waren einfach 4 tolle Jahre. Ich hatte eine große Vorstellung vom Amt und das meiste ist auch so eingetroffen.“
Seit Februar 2020 steht Corona sicherlich im Mittelpunkt Ihrer Arbeit. Zum Thema Corona kommen wir jedoch später. Welche Projekte waren für Sie besonders wichtig in Ihrer Amtszeit bis Corona kam?
Bettina Dickes: „Das Thema Wirtschaftsförderung, die Kommunalisierung des ÖPNV waren für mich ganz wichtig. Die Kita-Novelle die wir umsetzen müssen ist eines der ganz großen Themen. Klar, dann gehört natürlich auch die Umstrukturierung des Hauses dazu. Nicht zu vergessen die Umstrukturierung der Naheland-Touristik. Das waren so die ganz großen Themen, die wir vorher hatten.“
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Sie haben damals die Wahl gegen Hans Dirk Nies gewonnen. Er ist der Erste Beigeordnete des Kreises Bad Kreuznach. Wie funktioniert die Zusammenarbeit?
Bettina Dickes: „Entspannt! Wir haben ein sehr entspanntes Miteinander.“
Worauf sind Sie besonders stolz im Landkreis Bad Kreuznach?
Bettina Dickes: „Auf die vielen Menschen, die tolle Ideen haben und immer wieder mit anpacken, wenn man selbst Ideen umsetzen möchte.

Sicherlich gibt es auch noch einige Themen im Landkreis, die Sie in der zweiten Hälfte Ihrer Amtszeit verbessern möchten. Welche Themen stehen dort bei Ihnen ganz oben auf der Agenda?
Bettina Dickes: „Das Kreisentwicklungskonzept, das wir gerade am vorbereiten sind, wird das nächste Jahr absolut prägen. Denn wir möchten mit den Bürgern im ganzen Landkreis diskutieren, wo wir in 10 Jahren stehen wollen. Da wollen wir Schwerpunkte setzen, wie wir den Weg zusammen erreichen und natürlich die Umsetzung dieses Konzeptes durchführen können.
Für mich ein ganz wichtiger Punkt ist die Umweltstiftung, die wir zu Beginn meiner Amtszeit gegründet haben und jetzt endlich ins Laufen bringen. Ansonsten ist das Thema Tourismus eines der ganz wichtigen Themen, die wir umsetzen wollen.“
Kommen wir zu einem Hauptthema, nämlich Corona, das uns alle beschäftigt: Hatten Sie zu Beginn der Pandemie 2020 daran gedacht, dass wir uns auch im Frühjahr 2021 noch mit dem Thema Corona beschäftigen müssen?
Bettina Dickes: „Ganz zu Beginn nicht. Am Anfang dachte ich, dass die Pandemie am Ende des Jahres vorbei ist. An Weihnachten war ich überzeugt, an Ostern wird alles gut. Da hatte ich nicht mit der britischen Mutante gerechnet. Aber jetzt langsam merkt man, man kann auf der einen Seite Luft holen und es ist ein Ende absehbar. Auf der anderen Seite merkt man im Moment aber auch, dass die Nerven der Menschen blank liegen. Es ist jetzt auch gut.“
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Wer Sie auf Facebook verfolgt, der bekommt mit, dass Sie noch spät in den Abendstunden die einzelnen Fragen bezüglich Corona im Kreis Bad Kreuznach beantworten. Nach einem langen Arbeitstag ist das doch sicherlich sehr anstrengend.
Bettina Dickes: „Aber für mich ganz wichtig. Ich habe irgendwann einmal gesagt, ich möchte Bürgerlandrätin werden. Und ich glaube daran merkt man auch, dass das für mich der Anspruch ist, für den einzelnen Menschen da zu sein. Und oftmals ist es auch für mich der Punkt, wen sollen Sie auch sonst fragen? Für mich ist es extrem wichtig.“
Wie beurteilen Sie die Stimmung im Kreistag?
Bettina Dickes: „Grundsätzlich gut – der politische Diskurs und auch Kritik gehören ja dazu.“
Sie werden für Ihre Arbeit auch manchmal heftigst kritisiert. Was denken Sie in solchen Momenten, wenn Sie dies lesen?
Bettina Dickes: „Es ist ganz unterschiedlich, wie Kritik ankommt. Wenn es inhaltliche Kritik ist, geht mir das schon nah. Ich überlege dann auch, was könnte ich verändern, oder was könnte ich falsch gemacht haben. Wenn es natürlich rein ideologische geprägte Kritik ist, oder diese absolut unter die Gürtellinie geht, dann versuche ich dies auch von mir wegzuhalten. Dann muss ich sagen, das ist Teil des politischen Geschäftes. In der Tat wird der Ton im Moment durch Corona und die Genervtheit rauer.“
Heftige Kritik mussten Sie auch zu Beginn der Pandemie einstecken, als sie 50 Beatmungsgeräte für den Landkreis angeschafft haben. Fanden Sie die Kritik berechtigt?
Bettina Dickes: „Man darf alles hinterfragen. Und diesen Punkt, das war auch viel Geld, kann und soll man hinterfragen. Trotzdem sage ich das, was ich die ganze Zeit sage: Wenn ich heute wieder an diesem Punkt von damals stehen würde, würde ich die Beatmungsgeräte wieder kaufen. Das Wissen später war was anderes. Ich glaube, es war für viele Menschen eine Beruhigung, dass die Geräte für den Fall der Fälle da sind. Insoweit bin ich mit mir im reinen an der Stelle. Die Rückmeldungen von vielen Menschen ist auch positiv. Und trotzdem ist klar, man muss auch immer wieder Dinge, gerade im Kreistag hat man auch das Kontrollrecht, dementsprechend hinterfragen.“
Vor wenigen Tagen waren Sie bundesweit in den Schlagzeilen, nachdem Sie offiziell mitgeteilt hatten, dass 75 Prozent der Infizierten in der Stadt Bad Kreuznach einen Migrationshintergrund haben. Würden Sie dies künftig nochmals sagen, oder haben Sie das Gefühl, dass man mittlerweile die Wahrheit nicht mehr sagen darf?
Bettina Dickes: „Ich habe ja ganz bewusst mich entschieden, diesen Punkt anzusprechen, weil ich merke, wie die Situation zur Zeit ist. Und ich glaube es hilft keinem, wenn man Tatsachen verschweigt. Also es war eine bewusste Entscheidung, zu der ich auch stehe.“
Wie sehen Sie im Moment die aktuelle Corona-Situation im Kreis? Können Sie den Bürgern schon etwas Hoffnung machen, wann es wieder Lockerungen geben könnte?
Bettina Dickes: „Ich bin wirklich positiv. Am Freitag fällt die Notbremse. Zusätzlich verkündet die Landesregierung weitere Lockerungen an diesem Tag. Ich möchte hier dem RKI zustimmen: Ich glaube daran, dass es ein guter Sommer wird.
Wie zufrieden sind Sie mit der Anzahl der durchgeführten Impfungen im Impfzentrum und bei den Hausärzten?
Bettina Dickes: „Das was hier vor Ort geleistet wird, ist toll. Sowohl im Impfzentrum, als auch bei den Hausärzten. Natürlich ist nicht soviel Impfstoff da, wie wir es uns alle wünschen. Auf der anderen Seite, wer hätte letztes Jahr um diese Zeit daran gedacht, dass wir überhaupt schon am Impfen sind. Soweit ist es eine Abwägungssache. Klar ist jedoch, dass wir unruhig werden.
Was mich schon belastet ist eine Information, die ich letzte Woche vom Gesundheitsministerium erhalten habe. Es warten hier im Landkreis Bad Kreuznach noch 5000 Menschen aus der Priorisierungsgruppe 1 und 2 auf ihre Erstimpfung. In Ludwigshafen steht zum Beispiel kein einziger mehr auf der Warteliste. Und diese Zuweisung, die haben wir ja im Landkreis nicht in der Hand. Das ist ja das, was vom Land gesteuert wird. Offensichtlich ist da vielleicht auch durch die vielen Einrichtungen im Bereich der Alten- und Behindertenhilfe ein extremes Ungleichgewicht. Wir brauchen da einfach mehr Impfstoff. Somit müssen Menschen hier warten, die im Nachbarlandkreis schon längst einen Impftermin hätten. Das führt natürlich zu einer totalen Unzufriedenheit. Es gibt Menschen, die seit zwei Monaten auf einen Termin warten und damit bin ich nicht zufrieden.“
Im AUDIOBEITRAG: Vervollständigen Sie bitte folgende Sätze
Als Mitarbeiterin einer Verwaltung sind Sie jetzt auch in der Priorisierungsgruppe um sich impfen zu lassen. Haben Sie sich schon impfen lassen oder eine Registrierung vorgenommen?
Bettina Dickes: „Ich habe in der letzten Woche meine Erstimpfung bekommen.“
Facebook-Nutzer bekommen auf Ihrer Seite auch einen Einblick über die Privatperson Bettina Dickes. Dort sah man Sie vor Corona auch regelmäßig auf den zahlreichen Festen im Kreisgebiet. Wie sehr vermissen Sie diese Feste?
Bettina Dickes: „Absolut! Ich lebe eigentlich davon, Kontakte mit Menschen zu pflegen. Ich genieße es absolut, in den Sommermonaten von einem Dorf zum anderen zu fahren. Von Fest zu Fest zu gehen. Menschen zu treffen und auch ins Gespräch zu kommen. Es fehlt mir sehr. Im Moment mache ich Ortsbegehungen. Das ist schon mal toll, wieder vor Ort zu sein. Die Marktplatzsprechstunden haben auch wieder angefangen. Ich sauge das wirklich absolut auf in mir.“
Vor einiger Zeit haben Sie sich und Ihr Mann die Freizeit-Oase „Bullerbü“ auf ihrem Anwesen errichtet. Hat der Name „Bullerbü“ etwas mit Ihrer Kindheit zu tun und sind Sie ein Schweden-Fan?
Bettina Dickes: „Schweden Fan auch. Ich wollte früher immer einen blonden Schweden heiraten. Das hat irgendwie nicht geklappt. Bullerbü ist zum einen eine Kindheitserinnerung weil ich die Bücher verschlungen habe, aber eigentlich noch viel mehr eine Mama-Erinnerung. Denn insbesondere meinen Töchtern habe ich Bullerbü vorgelesen. Aber Astrid Lindgren war in der Familie insgesamt ein Vorlesebuch. Und die schönsten Momente waren eigentlich Bullerbü mit Lieselotte. Das ist so in mir hängengeblieben, deswegen Bullerbü. Eine heile Welt eben.“
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Wie sehen Sie die Chancen bei der Bundestagswahl, dass die CDU mit ihrem Kandidaten Armin Laschet das Rennen macht, und welche Koalitionspartner könnten Sie sich bei einem Sieg vorstellen?
Bettina Dickes: „Ich hoffe, dass die CDU die stärkste Kraft im Bund ist, denn ich glaube da wird auch eine solide Politik gemacht. Und gerade jetzt, in der Zeit der Krise wäre mir das besonders wichtig. Meine Wunsch-Konstellation wäre Schwarz-Grün.“
Was wünschen Sie sich für die nächsten 4 Jahre Ihrer Amtszeit?
Bettina Dickes: „Dass ich die Themen anpacken kann, die ich anfangs beschrieben habe. Dass das Thema Sozialkontakte wieder nach vorne geht, und vor allem, dass wir hier im Kreis, wenn wir das psychische nach Corona überstanden haben, dann auch noch eine funktionierende Wirtschaft, Gastronomie, Hotellerie sowie Veranstaltungsbranche haben. Also, dass wir uns wirtschaftlich hier wieder auf einen guten Weg begeben.“
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pdw – 19.05.21
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